Ruth Bader Ginsburg ist die erste Frau, deren Leiche im US-Kapitol aufgebahrt wird. Während sich die USA offiziell vor der verstorbenen Höchstrichterin – die viel mehr war als das – verneigen, sind die Geier schon unterwegs: angeführt vom US-Präsidenten. Ja, Donald Trumps erbärmliche Miesheit, die durch sein Amt überproportional vergrößert wird, kann immer noch erstaunen.

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Projektion der verstorbenen Höchstrichterin Ruth Bader Ginsburg auf dem Gebäude des New York State Civil Supreme Court.
Foto: REUTERS/Andrew Kelly

Laut "New York Times", die die vom US-Präsidenten verbreiteten Unsinnigkeiten dokumentiert, hat dieser höchstpersönlich Folgendes in die Welt gesetzt: Bader Ginsburg habe ja vielleicht auf ihrem Totenbett gar nicht den Wunsch geäußert, dass der vakante Posten im Höchstgericht erst in einer neuen Präsidentschaft – also nach den Wahlen und dem Amtsantritt des nächsten (oder, leider, desselben) Präsidenten – nachbesetzt werden sollte. Das höre sich wie eine von demokratischen Politikern erfundene Geschichte an, sagte Trump in Fox News.

In den sozialen Medien wurde Trumps Delegitimierung des letzten Wunsches von Bader Ginsburg begeistert aufgegriffen. Mit Variationen. Den Satz "Mein inniglichster Wunsch ist, dass ich nicht ersetzt werde, bevor ein neuer Präsident im Amt ist" habe sie ja nur ihrer achtjährigen Enkelin in die Feder diktiert, bruhaha! Die im wirklichen Leben vor drei Jahren ihr Harvard-Jusstudium beendet hat. Und es waren auch noch andere Zeugen im Raum. Das wird jedoch auch nichts nützen. Trump geht über Leichen. (Gudrun Harrer, 22.9.2020)