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Die Erdgasdrehscheibe der Gas Connect Austria in Baumgarten.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Wien – Der Verbund kauft dem Öl- und Gasriesen OMV für 271 Millionen Euro die 51-Prozent-Mehrheit an der Gas Connect Austria (GCA) ab. Außerdem übernimmt der Stromkonzern 165,9 Millionen Euro an Verbindlichkeiten, die die GCA gegenüber der OMV hat. Das Closing ist für 2021 geplant, teilte der Verbund am Mittwoch mit.

Aus dem Kaufpreis ergibt sich ein Wert des Gaspipeline-Betreibers von 980 Millionen Euro für 100 Prozent des schuldenfreien Unternehmens. Bei der OMV wird die Veräußerung zu einer Entschuldung von mehr als 570 Millionen Euro führen, was sich positiv auf das Gearing des Konzern auswirke, erklärte die OMV.

Gemäß den Bedingungen wird der Verbund in Summe 436,9 Millionen Euro an die OMV bezahlen, abhängig vom Stand der Verbindlichkeiten zum Zeitpunkt des Closings. Das Signing soll am Mittwoch erfolgen. Auf die Verbund-Guidance für 2020 hat der Zukauf keine Auswirkung, da die Transaktion erst 2021, nach Vorliegen der behördlichen Genehmigungen und Zustimmungen, abgeschlossen wird.

Player für "grünes Gas"

Ab 2021 dient die GCA als Stabilisator der Erlöse im Portfolio, das wegen der Erneuerbaren Stromerzeugung immer volatiler wird, sagte der künftige Verbund-CEO, Vizegeneraldirektor Michael Strugl. Mit dem Erwerb der GCA erhalte der Verbund zusätzlich zu seinen Stromnetzen den Erdgastransporteur und werde in Österreich "der" Infrastrukturkonzern im Energiebereich. Außerdem sehe man mit der GCA für die Energiewende einen Vorteil bei der Sektorkopplung. Mithilfe der GCA könne sich der Verbund als Player für "grünes Gas" positionieren.

Das Gastransportnetz sei für die Wasserstoffwirtschaft unabdingbar, denn Österreich werde seinen künftigen Bedarf nicht einmal im Industriebereich selbst abdecken können. Den Rahmen für Wasserstoff müsse allerdings die Politik festsetzen – die GCA erforsche jetzt schon, wie "grünes Gas" beigemischt werden könne, so Strugl. Die Internationale Energie-Agentur (IEA) sehe für Wasserstoff künftig die Rolle als Commodity, also als Handelsgut. "Grünes Gas" aus Wasserstoff werde wohl dort gewonnen, wo am meisten Überschussstrom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung stehe. Bei Windkraft sei da etwa an Nordeuropa zu denken, bei Photovoltaik eher an den Süden, auch an Nordafrika.

Ausstieg aus Gastransport

Die OMV folge mit dem Verkauf ihrer Strategie, aus dem regulierten Gastransportgeschäft auszusteigen und ein aktives Portfoliomanagement zu betreiben, um weiter profitabel zu wachsen. Das Gashandels- und Gasspeichergeschäft bleibt weiter wesentlicher Teil des OMV-Portfolios, erklärte der Konzern am Mittwoch.

Für den Verbund als Eigentümer und Betreiber von kritischer Infrastruktur werde der Erwerb der GCA-Anteile neben einer Verbesserung des Businessprofils und einer positiven Kennzahlenentwicklung vor allem eine optimale Positionierung in Bezug auf die Sektorkopplung mit der Optionalität für eine zukünftige Wasserstoffwirtschaft bewirken, hieß es.

Mitte März hatten OMV und Verbund bekanntgegeben, dass sie über den Verkauf von 51 Prozent der Anteile an der GCA verhandeln. Mitte Juni teilte der Verbund mit, dass man ein verbindliches Angebot lege. Für die anderen 49 Prozent an der GCA hatte 2016 ein Konsortium aus dem italienischen Gasnetzbetreiber SNAM und der deutschen Allianz Capital Partners 601 Millionen Euro bezahlt. (APA, red, 23.9.2020)