Die Behörden sind mittlerweile erfahren darin, die Verschlüsselung und Anonymität im Darknet zu unterlaufen, sagt Europol.

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Internationale Behörden ist ein großer Schlag gegen den Handel mit illegalen Gütern und Diensten im Darkweb gelungen. Organisationen aus neun Ländern, darunter etwa das FBI, Europol und die deutsche Bundespolizei, haben im Rahmen der Operation "Disruptor" 179 Personen festgenommen. 42 davon wohnen in Deutschland, auch bei drei Österreichern wurden Beamte vorstellig.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein großer Handelsplatz auf der "dunklen Seite" des Internets ausgehoben wurde. Vergangenes Jahr traf es etwa den "Wallstreet Market", über dessen ausgeforschte Nutzer man schließlich auch Mitglieder von anderen Portalen wie Alphabay und Empire identifizieren konnte. Es wurden Geld und Kryptowährungen im Gegenwert von rund 6,5 Millionen Dollar beschlagnahmt. Die Beschuldigten sollen unter anderem mit Waffen und Drogen gehandelt haben.

No place to hide

Europol, die Polizeibehörde der EU, spricht nun eine Warnung an alle aus, die im "Schattennetz" illegalen Aktivitäten nachgehen. "Das goldene Zeitalter der Darkweb-Marktplätze ist vorbei. Operationen wie diese ('Disruptor', Anm.) zeigen, dass Strafverfolger fähig sind, der Verschlüsselung und Anonymität im Darknet entgegenzuwirken." Man gebe sich auch nicht mehr damit zufrieden, einfach nur die Plattformen zu schließen, sondern "jage" auch aktiv jene Kriminellen, die illegale Güter dort verkaufen. Verkäufer und Käufer könnten sich nicht länger "im Schatten" verstecken.

Die Untersuchungen im Rahmen der aktuellen Operation laufen noch und könnten weitere Festnahmen nach sich ziehen, fasst "Zdnet" zusammen.

Verschiedene Ansatzpunkte

Dass die Behörden die Verschlüsselung im Darknet – der Zugang erfolgt über das Tor-Netzwerk – per se aushebeln oder Nutzer direkt nachverfolgen können, ist sehr unwahrscheinlich. Allerdings ist es möglich, das System mit eigenen Netzknoten zu infiltrieren – wie es etwa der deutsche Geheimdienst BND bereits getan hat – und so an ermittlungsrelevante Daten zu gelangen. Zudem ist die Sicherheit von Darknet-Marktplätzen auch immer davon abhängig, wie vorsichtig die einzelnen Mitglieder agieren.

Zu guter Letzt muss auch nicht immer eine Darknet-Plattform selbst der Ausgangspunkt erfolgreicher Ermittlungen sein. Denn auch illegal verkaufte Waren müssen die Käufer erreichen, und hierfür werden immer wieder auch normale Post- und Logistikdienste genutzt, da persönliche Übergaben oder der Transport durch kooperierende Dritte längst nicht immer praktikabel sind. (gpi, 23.9.2020)