Die Diskontkette Hofer hat demnächst wieder Gaming-Computer im Sortiment. Zwei Desktoprechner und ein 17-Zoll-Notebook der Medion-Erazer-Reihe können ab Donnerstag online ohne zusätzliche Portokosten bestellt werden.

Das Flaggschiff nennt sich Erazer Hunter X10 und verspricht geballte Spielepower um knapp 2.600 Euro. Doch nachrechnen lohnt sich. Das vermeintliche Schnäppchen ist nämlich keines. Ein realistischer Vergleich zeigt, dass man selbst dann günstiger unterwegs ist, wenn man den Rechner selbst konfiguriert, aber den Fachhändler aufgrund akuten Wurstfingersyndroms für den Zusammenbau bezahlt.

Die Spezifikationen des Hunter-X10-PCs.
Foto: Hofer

Methodik

Für den Vergleich ist es am sinnvollsten, die einzelnen Komponenten mit ihrem Einzelhandelspreis zu beziffern, wobei hier jeweils nicht das günstigste Angebot herangezogen wurde. Dies dient zur rechnerischen "Abfederung" von Preisschwankungen, die sich daraus ergeben, wenn man alle Komponenten bei einem Anbieter bestellt statt aus den jeweils günstigsten Quellen.

CPU, Kühllösung, Mainboard, RAM

Als Prozessor gibt Hofer den Core i9-10900K an, eines von Intels aktuellen Consumer-Flaggschiffen. Hier liegt der Preisschnitt circa bei 545 Euro. Um dessen Wärme effektiv abzuführen, verbaut man die modulare Wasserkühlung Alphacool Eisbaer 240, die für rund 115 Euro in den Geschäften den Besitzer wechselt.

Das Mainboard wird in der Beschreibung des PCs nicht erwähnt, allerdings die Anschlussbestückung und das Vorhandensein von Wifi 6 und Bluetooth. Anzunehmen ist, dass es sich um eine Onboardlösung handelt. Ein Motherboard, das diese Konnektivität mitbringt und in Sachen Anschlüssen ebenbürtig ist, ist das Gigabyte Z490 Auros Pro AX, das aktuell um circa 260 Euro gehandelt wird. Beim Arbeitsspeicher setzt Medion auf 32 GB der Kingston-HyperX-Fury-Riegel mit 3.200-Mhz-Taktung. Die Latenz wird nicht angegeben. Die in dieser Hinsicht etwas flotteren 2-x-16-GB-Kits sind aber jedenfalls um 130 Euro zu bekommen.

Grafik und Speicher

Als Grafikknecht darf eine Geforce RTX 2080 Super von Zotac ans Werk. Das genaue Modell wird nicht genannt. Eine der preislich "mittleren" Ausführungen, die Triple-Fan-Edition, schlägt mit 620 Euro zu Buche. Die Energieversorgung läuft über das Focus-Plus-Gold-Netzteil von Seasonic in der 750-Watt-Ausführung. Kostenpunkt: 120 Euro.

Was den Speicher angeht, gibt man sich bedeckt. Ausgeschildert wird eine 1 TB PCIe-SSD sowie eine konventionelle Festplatte mit ebenfalls einem TB an Kapazität. Bessere NVMe-SSDs, etwa die Samsung 970 Evo Plus, werden um circa 190 Euro angeboten. Bei den Festplatten gibt es Markenware mittlerer Preisklasse um circa 60 Euro.

Die drei Lüfter des Wasserkühlungssystems geben ein Rätsel hinsichtlich der Spezifikationen aus.
Foto: Hofer

Gehäuse, Betriebssystem

Beim Gehäuse scheint es sich um ein Eigenlösung zu handeln. Gute Alternativen, ebenfalls mit Glasfenster, gibt es etwa in Form der Fractal-Define-Reihe. Hier sind rund 150 Euro zu kalkulieren. An der Abbildung des Rechners verwirrt, dass eine Wasserkühlung mit drei Lüftern abgebildet ist, das genannte Modell allerdings nur über zwei verfügt. Die Variante mit drei bunten RGB-Lüftern nennt sich Eisbaer Aurora 360 und kostet 30 Euro mehr, die sicherheitshalber auch in die Kalkulation einfließen.

Somit bleibt noch die Lizenz für das vorinstallierte Windows-10-Home-System. Diese sind bei deutschen Lizenzhändlern wie Lizenzfuchs ab rund 30 Euro zu haben, der hier herangezogen wird. Bei Anbietern abseits der EU ließe sich dieser Preis sogar auf etwa zehn Euro drücken.

(Mindestens) 350 Euro Ersparnis bei Eigenbau

Das ergibt in der Endabrechnung eine Summe von 2.250 Euro und damit einen komfortablen Preisunterschied von 350 Euro zum Hofer-PC. Selbst wenn man nun 100 Euro drauflegt, um den Händler des Vertrauens den Zusammenbau erledigen zu lassen, steigt man immer noch billiger aus. Das ließe auch mehr als genug Reserve, um etwa die herkömmliche Festplatte mit einer SATA-SSD zu ersetzen. Der Aufpreis für ein zuverlässiges Modell beträgt rund 40 Euro.

Dazu gibt es weiteres Sparpotenzial durch eine Anpassung der Konfiguration, ohne sich problematisch einschränken zu müssen. Wer sich mit einem günstigeren Mainboard zufriedengibt und WLAN/Bluetooth selber per M2- oder PCI-Steckkarte nachrüstet, mit einem guten Heatsink-Kühler für die CPU auch zufrieden ist und mit 16 GB RAM auskommt, kann nochmals weit über 100 Euro herausholen.

Zur Einordnung sei noch erwähnt, dass der Mehrpreis von "Fertig-PCs" sich (zumindest theoretisch) über eine gut abgestimmte Komponentenwahl nebst Zusammenbau rechtfertigen soll und es bei vergleichbarer Konfiguration merklich teurere Systeme gibt als den Erazer Hunter X10. Diese findet man aber in der Regel nicht bei Anbietern, die vor allem für Diskontpreise bekannt sind. (Georg Pichler, 24.9.2020)