Die Hauptaufgabe von Contact-Tracern ist im Endeffekt, Infektionsketten bei Clustern erfolgreich zu durchbrechen.

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Kontaktpersonen von Corona-Infizierten auf möglichst schnellem Weg ausforschen, um mögliche Infektionsketten nachvollziehbar zu machen und durchbrechen zu können: Das ist die Hauptaufgabe von sogenannten Contact-Tracern. Durch Rückverfolgung soll geklärt werden, wo sich jemand angesteckt haben könnte und welche Personen noch gefährdet sind.

Angesichts von häufiger auftretenden Clustern und Infektionszahlen auf zuletzt hohem Niveau kommt dem Contact-Tracing eine immer größere Bedeutung zu. Das Land Wien etwa sucht fieberhaft nach zusätzlichen 500 Contact-Tracern. Gezahlt werden bei einer Vollbeschäftigung 1.831 Euro brutto. Das befristete Dienstverhältnis läuft über zehn Monate.

1.831 Euro in Wien, 1.100 Euro in Oberösterreich

Auch in Oberösterreich sucht das Land unterstützendes Personal für das Contact-Tracing – DER STANDARD berichtete. Mittels Stelleninserat auf dem Karriereportal des Landes werden "interessierte Studentinnen und Studenten" gesucht, "die neben ihrem Studium praktische Erfahrungen sammeln und bei der Bewältigung der Corona-Pandemie im Krisenstab des Landes Oberösterreich mitarbeiten möchten".

Befristet auf drei Monate

Die Aufgabengebiete umfassen: Unterstützung bei Contact-Tracing, Vereinbarung von Corona-Tests, Bearbeitung diverser Anfragen und Vorbereitung von Erledigungen. Angeboten wird ein "Entgelt in Höhe von 1.100 Euro brutto" – und das auf Vollzeitbasis. 1.500 Euro werden den Studierenden gezahlt, "wenn auch Wochenend-, Feiertags- und Abenddienste geleistet werden". Teilzeit ist erst ab 20 Wochenstunden möglich, hier gibt es aliquote Bezahlung. Die Tätigkeit ist befristet bis zu drei Monate lang möglich, Dienstorte sind der "Zentralraum beziehungsweise Bezirkshauptmannschaften in Oberösterreich".

Heftige Kritik der SPÖ

Die Landes-SPÖ äußerte heftige Kritik an der Ausschreibung der türkis-blauen Landesregierung. "Wenn der Kampf gegen die globale Pandemie am Geiz scheitert, ist das vollkommen unverantwortlich", sagte der rote Gesundheitssprecher Peter Binder in einer Stellungnahme zum STANDARD. Zudem ortet er einen "krassen Widerspruch" zum Gehaltsgesetz des Landes: Das Mindestgehalt für einen Vertragsbediensteten beträgt demnach 1.785,50 Euro. Binder fordert "eine neue Ausschreibung mit einem fairen Gehalt".

Andreas Stangl, der Landesvorsitzende der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) und SPÖ-Politiker, sprach von "ausbeuterischen Methoden, die absolut letztklassig sind". Peter Csar, Chef der Personalvertretung des Landes und ÖVP-Politiker, bezeichnete das Entgelt zunächst als "zu gering" – und meinte wenig später hinsichtlich des Ferialjobs als Contact Tracer: "Ich kann nicht beantworten, ob das fair ist oder nicht."

Land rechtfertigt sich mit "Ferialjob"-Entgelt

Beim Land Oberösterreich kann man die Aufregung nicht nachvollziehen. Bereits in den Sommermonaten seien Studierende "im Rahmen eines Ferialjobs" auch in den Krisenstäben des Landes unterstützend tätig gewesen. Diese Möglichkeit habe man verlängert. "Dieses Angebot entspricht den Ferialjobs im Krisenstab", sagte Michael Burda von der Presseabteilung des Landes auf Anfrage. "Für viele Studierende ist dies ein wertvoller Erfahrungsgewinn und aufgrund von Änderungen des Lehrbetriebs auch zeitlich gut mit dem Studium vereinbar."

Auch Bundesheer unterstützt

Man hoffe auf "möglichst viele Anfragen" vonseiten der Studierenden. Diese seien neben bestehenden Mitarbeitern im Krisenstab nur unterstützend tätig. "Ebenso läuft ja auch gerade ein Assistenzeinsatz des Bundesheers in Oberösterreich, das beim Contact-Tracing unterstützt", so Burda, der auch Koordinator der Kommunikation des Landes in der Covid-19-Krise ist.

Apropos Bundesheer: In Tirol soll das Kontingent an Soldaten, die beim Contact-Tracing im Bundesland unterstützen, verdoppelt werden. Das gab das Verteidigungsministerium am Mittwoch bekannt. Insgesamt sollen bald 70 Soldaten im Einsatz sein. Tirol habe einen weiteren Bedarf angekündigt und beim Ministerium angefordert, sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Dem sei nachgekommen worden.

Massiver Aufstockung an Contact-Tracern in Wien

In Wien werden zusätzlich zu den bereits im Contact-Tracing tätigen 100 Mitarbeitern und jenen aus dem Gesundheitsdienst der Stadt (MA 15), die hier ebenfalls unterstützen, weitere 500 Contact-Tracer gesucht. Sie erhalten für ihre befristete Tätigkeit 731 Euro brutto pro Monat mehr als die "Ferialjobber" in Oberösterreich. Ihr Tätigkeitsprofil umfasst die telefonische Bearbeitung von Fällen. Zudem sollen sie "Daten im Zusammenhang mit dem Covid-19-Contact-Tracing" erfassen. Die Bewerbungsfrist läuft bis Mitte Oktober, rund 200 Bewerbungen sind in den ersten Tagen eingelangt. (David Krutzler, 23.9.2020)