Regisseur Walter Bannert mit Ottfried Fischer beim "Bullen"-Dreh.

Foto: M. Badzic/First Look

Für Die Erben (1983) begab sich Walter Bannert selbst in die rechte Szene, um das Milieu möglichst genau zu durchdringen. Der Film, der von einem Jugendlichen (Nikolaus Vogel) aus bürgerlichem Hause erzählt, der in eine Neo-Nazi-Truppe abdriftet, gilt aufgrund der ungeschliffenen Direktheit, mit der er sich einem Tabuthema stellt, heute als Klassiker des österreichischen Nachkriegskinos – und als frühes Beispiel hiesigen Autorenkinos. Bannert wollte zu einer Zeit aufrütteln, als man die Gefahr von rechts noch gerne totgeschwiegen hat – dabei waren ihm auch grelle, plakative Mittel recht: ein Kino, das Provokation mit Haltung verbunden hat.

Ziel von Anschlägen

Allerdings zunächst eher unbedankt, denn wenige wagten den Film zu zeigen, wurden Vorführungen doch wiederholt zum Ziel von Anschlägen, weshalb der Film oft aus dem Programm genommen wurde.

Bannert, ein gebürtiger Wiener, hatte schon Ende der 1970er seine eigene Produktionsfirma gegründet und ungewöhnliche Filme von Antonis Lepeniotis oder Mansur Madavi realisiert. Mit dem preisgekrönten Kinder-Sportfilm Was kostet der Sieg? gab er 1981 sein Kinodebüt. Ein Publikumshit gelang ihm mit Herzklopfen (1984), einem bittersüßen Liebesfilm, in dem Julia Stemberger erstmals vor der Kamera stand.

Später machte Bannert beim Fernsehen Karriere, drehte Tatorte und Serien wie Der Bulle von Tölz, Julia – Eine ungewöhnliche Frau oder Der Winzerkönig. Zudem übernahm Bannert beim siebenten Teil der Teenager-Komödienreihe Eis am Stiel die Regie.

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Walter Bannert am 10. September gestorben. (Dominik Kamalzadeh, 23.9.2020)