Im Frühwarnsystem des AMS wurden 600 Mitarbeiter der Casinos Austria angemeldet. Dem Konzern zufolge sollen aber "deutlich weniger" tatsächlich gehen müssen.

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Nun wird es ernst, mit den Sparplänen der teilstaatlichen Casinos Austria. Der Glücksspielkonzern hat 600 Mitarbeiter beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet, wie Die Presse am Mittwoch zu berichten wusste. Im Unternehmen betont man aber, dass die Zahl der Gekündigten letztlich "deutlich" geringer ausfallen werde:Man geht davon aus, dass viele das Angebot ihres Arbeitgebers annehmen werden, künftig in Teilzeit zu arbeiten.

Im Juli war, wie vom STANDARD damals berichtet, von rund 500 Kündigungen die Rede. Insgesamt beschäftigt der Konzern 3400 Mitarbeiter, davon rund 1580 in Österreich, in den zwölf Kasinos und der Zentrale in Wien.

Basis des Sparprogramms ist wie berichtet das Restrukturierungsprogramm "Refit Casinos Austria", das der Aufsichtsrat im Juli beschlossen hat. Das Programm trägt bereits die Handschrift der neuen Mehrheitseigentümer, der tschechischen Sazka Group. Sie hat ja nach Riesenstreit unter den Aktionären auch die Anteile der Novomatic übernommen. Die Tschechen halten nun 55,48 Prozent, die österreichische Staatsholding Öbag 33,24 Prozent.

Ergebnis eingebrochen

Zuletzt hat das Glücksspielgeschäft schwer gelitten, das Ergebnis brach ein. Nur ein paar der Verwerfungen: Streit der Eigentümer, neuer Vorstand, dessen Bestellung die Strafjustiz auf den Plan rief, Rauchverbot, Schließungen wegen der Corona, sinkende Besucherzahlen bei steigender Online-Konkurrenz.

Neben dem straffen Sparprogramm wird der Konzern unter Vorstandsvorsitzender Bettina Glatz-Kremsner auch umgebaut. GemäßRefit sollen unter einer schlanken Holding die operativen Töchter angesiedelt werden, die Casinos Austria National und die Casinos Austria International. Um sie drehte sich nach dem Einstieg von Sazka ein erbitterter Streit: Die Tschechen wollten sie verkaufen, die Republik Österreich nicht – sie setzte sich durch.

Massive Einschnitte wird es aber auch für jene geben, die an Bord bleiben. Ein neuer Kollektivvertrag, neue Betriebsvereinbarungen sollen ebenso kommen wie eine Absenkung der Durchschnittsgehälter und eben der Umstieg auf Teilzeit. Das neue Gehaltsschema soll Ende 2020 stehen, so der ambitionierte Plan.

Teures Personal

Sozialpläne und Ausstiegsmodelle für Mitarbeiter samt der Gewährung von Abfertigungen sollen die Maßnahmen flankieren, so ist es im Programm Refit vorgesehen.

Basis der Maßnahmen ist eine Analyse, wonach von den Betriebskosten der Casinos (2019: rund 150 Mio. Euro) 64 Prozent auf den Personalaufwand entfallen. Vor allem vor 2006 Angestellte kosten viel, laut Casinos-Berechnungen verdienen sie im Schnitt 6200 Euro brutto im Monat. Bei ihren Kollegen, die nach der Restrukturierung 2006 ins Haus kamen, sind es 2700 Euro.

2019 war übrigens ein extrateures Jahr: Samt Auflösungskosten, Pensionsverpflichtungen und Ähnlichem kosteten die in Summe fünf Vorstandsmitglieder 12,6 Mio. Euro. (Renate Graber, 23.9.2020)