Die China-Regale im Thalia in der Wiener Mariahilfer Straße.

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Wien – In der Filiale der Buchhandelskette Thalia in der Wiener Mariahilfer Straße stehen neuerdings zwei Regale voller Bücher aus China. Sie umfassen Romane und Kinderbücher, Sachbücher zu Pekingoper und Qigong. Oma Wang führt nett in den chinesischen Alltag ein. Harmlos? Für Empörung sorgt, dass die auch in Berlin und Hamburg stattfindende Aktion eine Kooperation mit dem Staatskonzern China National Publications (CNPIEC) ist. Der Vorwurf: Chinas Regierung füllt heimische Buchläden mit Propaganda.

Zudem waren die Regale mit den neutralen Aufschriften "Chinesische Autoren" und "China Shelf" anfangs nicht als externe Kuratierung gekennzeichnet. Das hat sich geändert – dass die verantwortliche CNPIEC und hier präsente Verlage organisatorisch am Staatsapparat hängen, ist dennoch nicht ersichtlich.

"Test" zwecks "Breite des Sortiments"

In Deutschland ist China regieren von Staatschef Xi Jinping wieder aus den Regalen verschwunden. In Wien sei dieses Buch nie ausgestellt gewesen, erklärt Thalia Österreich. Geschäftsführer Thomas Zehetner rechtfertigt die Aktion gegenüber dem STANDARD mit einer "Breite des Sortiments" im Dienste der Kunden. Es fänden dazu immer wieder "Tests in verschiedene Richtungen" statt. Dieser laufe nun "für eine gewisse Zeit". Wie lange genau? Das hänge davon ab, wie die Kunden das Angebot annähmen.

Zustande gekommen sei die Kooperation über die deutschen Kollegen. Der Ablauf? Titel wurden Thalia vorgeschlagen und "über das Sortimentsmanagement freigegeben". Wurden auch Titel zurückgewiesen? Das wisse er nicht. Finanzielle Hintergründe? "Dass es eine Aufwandsentschädigung geben kann, will ich nicht ausschließen", sagt Zehetner. Doch seien Zuschüsse für Präsentationen im Handel "gängige Praxis".

Das stimmt zwar, und die einzelnen Buchtitel sind an sich harmlos. Doch gehört die Aktion zu der umfassenderen Strategie Chinas, sein Image in der Welt aktiv zu schönen. Und Thalia? Poliert sein Image mit Verweisen auf selbstkuratierte kritische Titel im Laden auf. (wurm, 23.9.2020)