Dmitri Firtasch beschäftigt seit Jahren die Justiz.

Foto: APA/Herbert Neubauer

Dmitri Firtasch hält die heimische Justiz seit Jahren auf Trab. Gegen den ukrainischen Oligarchen läuft seit Jahren ein von den USA angestrengtes Auslieferungsverfahren. Die dortigen Behörden werfen Firtasch, der 2014 verhaftet wurde und gegen Kaution freikam, Bestechung im Zusammenhang mit einem indischen Titan-Abbauprojekt vor. Auch in den jüngsten Enthüllungen des Recherchenetzwerks ICIJ spielt der im Banken-, Chemie und Mediensektor engagierte Oligarch eine Rolle. Ebenso heimische Banken.

In der US-Geldwäschebehörde FinCEN werden verdächtige Transaktionen verfolgt.
Foto: EPA/JIM LO SCALZO

Quelle der Berichte sind Geldwäsche-Verdachtsmeldungen von Banken an die zuständige Behörde im US-Finanzministerium FinCEN. Laut einer Meldung der Organisation an die spanische Geldwäschemeldestelle sind 650.000 Euro bei der Meinl Bank in Wien und der amerikanischen Wells Fargo Bank auf Konten jenes Inders gelandet, dem die US-Justiz vorwirft, er habe die Bestechung in Indien für Firtasch organisiert.

Heikle Verbindung

Das Geld kam von der Firtasch-Firma Bothli Trade AG, berichtet das Ö1-Mittagsjournal. Der Oligarch nutzte für seine Geschäfte auch immer wieder Raiffeisen. In der Verdachtsmeldung ist von "risikoreichen Transaktionsmustern" die Rede. Einmal mehr wird Firtasch in den FinCEN-Files auch mit der russischen organisierten Kriminalität in Zusammenhang gebracht, namentlich mit dem russischen Mafia-Boss Semjon Mogilewitsch, der es vor einigen Jahren auf die Liste der zehn vom FBI meistgesuchten Männer geschafft hatte.

Das wies Firtaschs Sprecher Daniel Kapp auf ORF-Anfrage wie auch alle anderen Vorwürfe scharf zurück. Ermittlungen wegen Geldwäsche seien 2015 in Österreich eingestellt worden. Raiffeisen Bank International (RBI) teilte über einen Sprecher mit, man könne über "konkrete Kundenrelationen und -transaktionen keine Auskunft geben". Die RBI verfüge jedenfalls "über ein modernes System zur Überwachung des Zahlungsverkehrs betreffend Geldwäscheprävention".

Hacker als Insiderhändler

In den FinCEN-Files findet sich auch ein anderer spektakulärer Kriminalfall mit Österreich-Bezug. Ukrainische Hacker hatten sich zwischen 2010 und 2015 Zugang zu den Computersystemen von drei Nachrichtenagenturen – Marketwired, PRN, Businesswire – verschafft. So verschaffte man sich Zugang zu noch unveröffentlichten Presseaussendungen und konnte die Informationen für Insidergeschäfte an den Börsen verwenden.

Laut Börsenaufsicht gelangten die Hacker an 150.000 vertrauliche Mitteilungen. Zwei Firmen mit Sitz auf den Bermudas und Zentrale in Kiew verdienten Millionen Dollar – und diese landeten auf Umwegen auf Raiffeisen-Konten. Gemeldet wurde der Verdachtsfall von der US-Bank JP Morgan Chase, die zahlreiche verdächtigen Überweisungen zwischen den beiden Firmen von Offshore-Konten auf ein Raiffeisen-Konto bemerkte. Auch dazu meint Raiffeisen lapidar: Man halte sich an die Gesetze. (red, 23.9.2020)