Der Herbst ist da, und der bringt heuer für die Metaller besonders heiße Tage. Bei der Lohnrunde ist Präzisionsarbeit gefragt.

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Wien – Aus der ersehnten Verschiebung wird nichts. Die Herbstlohnrunde in der Metallverarbeitungs- und Maschinenbauindustrie beginnt am Donnerstag mit der Forderungsübergabe in der Wirtschaftskammer. Gleich im Anschluss startet die erste Verhandlungsrunde, bestätigten beide Verhandlungspartner.

Die Ausgangssituation scheint angesichts der Corona-Pandemie schwieriger als in der Finanzkrise vor zehn Jahren. Nach sechs Monaten Kurzarbeit kommen Beschäftigungsabbau und Insolvenzen gerade in Fahrt. Das erklärte Ziel der Arbeitnehmervertreter, die Sicherung der Arbeitsplätze scheint im heurigen Szenario deshalb illusorisch.

Beschäftigung geht zurück

Die Auftragslage ist mau, allein in den ersten fünf Monaten ging die Beschäftigung in Metallverarbeitung und Maschinenbau um 4,1 Prozent (auf rund 134.000) zurück. Die Hälfte der Unternehmen ist in Kurzarbeit, betroffen von Gehaltskürzungen sind rund 42.000 Beschäftigte.

Die Ansage des Obmanns der Metalltechnischen Industrie in der Wirtschaftskammer, Christian Knill, es gebe außer Sorgen nichts zu verteilen, werden die Arbeitnehmer erklärtermaßen nicht hinnehmen. Die von Industriellen alternativ favorisierte Einmalzahlung konveniert den Arbeitnehmerverhandlern traditionell ebenso wenig. Mit einer Einmalzahlung zerstöre man die bewährte österreichische Kollektivvertragspolitik, wird betont, diesen Weg werde man nicht verlassen.

Auch Gewerkschaft baut Druck auf

Eine härtere Auseinandersetzung scheint programmiert, zumal sich beide Seiten ordentlich aufmunitioniert haben. In Gewerkschaftskreisen mehrten sich am Mittwoch die Anzeichen, dass sich die Arbeitnehmerseite beim ÖGB vorsorglich eine Freigabe für gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen inklusive Streikfreigabe holen könnte – quasi um Druck aufzubauen.

Um der Forderung der Produktions- und Privatangestelltengewerkschaft nach Stabilität und Sicherheit für die rund 134.000 Metallarbeiter und Industrieangestellten Nachdruck zu verleihen, wie es heißt. "Für den Fall der Fälle", wie ein Insider betonte.

"Besondere Verantwortung"

Proge-Chef Rainer Wimmer bestätigte dies auf Anfrage des STANDARD nicht. Er verwies lediglich auf die "besondere Verantwortung der Sozialpartner in dieser herausfordernden Zeit. Faire Lohnerhöhungen seien das beste Mittel, um die Kaufkraft zu sichern und die gesamtwirtschaftliche Abwärtsspirale zu verhindern. Eine Nulllohnrunde wäre "in der jetzigen Situation das Schlechteste für die wirtschaftliche Entwicklung".

Um aus dem Patt herauszukommen, könnten die Verhandler Anleihe bei der Elektro- und Elektronikindustrie nehmen. In der hatten sich die Kollektivvertragspartner Mitte Mai, auf dem Höhepunkt der Corona-Krise, auf ein Plus von 1,6 Prozent für KV- und Ist-Löhne geeinigt, was in etwa der Inflationsabgeltung für den für die Lohnrunde relevanten Zeitraum entsprach.

Corona-Prämie

Darüber hinaus erhielten die rund 67.000 Beschäftigten der Elektro- und Elektronikindustrie eine als Corona-Prämie betitelte Einmalzahlung von 150 Euro. Da die prognostizierte Jahresinflationsrate für heuer zwischenzeitlich auf 0,6 bis 1,0 und für 2021 auf 0,9 bis 1,3 Prozent revidiert wurde, sollten sich Gewerkschafter und Arbeitnehmer auf schmale Kost einstellen. (Luise Ungerboeck, 23.9.2020)