Türkische Hochzeiten sind fast immer Großveranstaltungen. Es wird nicht nur das Brautpaar gefeiert, sondern die Community vergewissert sich, wer man ist, wozu man es gebracht hat in diesem (oft immer noch) fremden Land, man feiert sich auch selbst. Da kommen leicht ein paar hundert Leute zusammen, auch im nördlichen Waldviertel.

Der Cluster ist dann nicht weit. Und darauf folgt unweigerlich die Debatte über indolente "Ausländer", die das Coronavirus ignorieren – und beim Contact-Tracing "lügen", wie der Bezirkshauptmann zu Protokoll gab. Laut den Veranstaltern wurden die Vorschriften jedoch eingehalten.

GTI-Treffen am Wörthersee 2019.
Foto: APA/GERT EGGENBERGER

Die Haltung vieler Leute "mit Migrationshintergrund" zu den Corona-Maßnahmen steht unter Ignoranzverdacht. Aber das gilt genauso für die speziellen Fans, die vor kurzem beim GTI-Treffen am Wörthersee und in dessen Umgebung die Gegend in eine Lärm- und Gefährdungshölle verwandelten. Das Publikum dort ist mehrheitlich autochthon.

"Das größte Thema war ohne Zweifel das respektlose Verhalten der Leute gegenüber der Kärntner Bevölkerung und der Exekutive", sagte ein Behördenvertreter. Von Covid haben die wahrscheinlich auch schon gehört, aber es ist ihnen wurscht.

Zwei Welten, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Doch beide glauben, auf einen Großevent mit hohem Symbolcharakter nicht verzichten zu können. Sie wollen sich, jeder auf seine Art, ausleben. (Hans Rauscher, 23.9.2020)