Roter Sand auf gelbem Ball. Das ist Roland Garros.

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Es ist ein Ringen um Normalität. Und das in Zeiten, in denen die neue Normalität viel näher, viel greifbarer, ja viel normaler ist als die Normalität ohne Maske, ohne Abstand und ohne Angst. Es mutet fast zynisch normal an, wenn der französische Gesundheitsminister Oliver Veran vor dem Start der French Open in Paris im TV schlechte Nachrichten vermeldet: "Die Situation verschlechtert sich weiter."

Die französische Regierung kündigte an, dass ab Samstag eine Obergrenze von 1000 Personen für Großveranstaltungen auch in der Hauptstadt gilt. Am Sonntag startet im 16. Arrondissement der Hauptbewerb des größten und wichtigsten Sandplatzturniers des Jahres. Eigentlich hätte es im Mai losgehen sollen.

Duell um die Sonne

Bis vor kurzem hofften die Veranstalter noch auf 5000 Zuschauer pro Tag. Das wird es definitiv nicht spielen. Trotzdem versucht man, dass alles irgendwie normal wirkt. Für die Österreicher Jurij Rodionov und Sebastian Ofner liegt die Normalität auf dem roten Sand des Tennisplatzes. Beide überstanden zwei von drei Runden in der Qualifikation, im entscheidenden Match um den Einzug ins Hauptfeld treffen sie, so wollte es das Schicksal der Auslosung, aufeinander.

Neben Titelmitfavorit Dominic Thiem und dem Niederösterreicher Dennis Novak steht also sicher ein dritter Österreicher in der ersten Runde von Paris. Für Rodionov und Ofner ist es auch ein Stallduell: Beide trainieren unter Dominic Thiems Vater Wolfgang. Für beide wäre es der erste Antritt im Hauptbewerb des legendären Sandplatzturniers. Und für beide würde es für gute Entlastung auf dem Konto sorgen.

Bei den French Open hat man sich dazu entschlossen, die Preisgelder zu adaptieren. 4,2 Millionen Euro weniger werden in Paris ausgeschüttet, dotiert ist das Turnier nun mit gesamt 38,41 Millionen Euro. Die Einzelsieger erhalten statt 2,3 nur noch 1,6 Millionen Euro, die Finalisten statt 1,18 Millionen 850.500.

Das Ziel und die "Bubble"

Dafür wurden die Trostpflaster für die Erstrundenverlierer (Männer und Frauen) aufgestockt, sie kassieren nun 60.000 Euro. Begründet wurde das mit den Verdienstentgängen wegen Corona, gerade für die weniger erfolgreichen Spieler. Ofner heimste 2020 bisher 50.000 Euro ein, Rodionov hält bei 30.000.

Der 21-jährige Rodionov machte Anfang des Jahres, als alles noch anders normal war, mit zwei Challenger-Siegen auf seine bestechende Form aufmerksam. Im März stand er beim erfolgreichen Daviscup-Duell gegen Uruguay auf dem Platz. Für ihn wäre es eine Grand-Slam-Premiere. Der 24-jährige Steirer Ofner hat die bereits hinter sich. 2017 zog er in Wimbledon sensationell in die dritte Runde ein. Ofner und Rodionov sind auf Challenger-Ebene bisher zwei Mal aufeinandergetroffen. Beide Matches konnte der drei Jahre ältere Ofner (24) – auf Teppich – für sich entschieden.

Rodionov hatte seinen Platz schon am Mittwoch gegen den Russen Roman Safiullin (ATP-Nr. 190) mit 6:3, 6:2 sichergestellt. Ofner gelang gegen den Schweden Elias Ymer (ATP-Nr. 187) am Donnerstag beim Wiederbeginn sofort das Re-Break zum 4:4 im zweiten Satz. Danach setzte er sich trotz 0:3-Rückstand im Tiebreak mit 7:6(4), 7:6(5) durch.

Haas bezwingt Grabher

Bei den Frauen könnte Barbara Haas die zweite Grand-Slam-Teilnahme in Folge gelingen. Die 24-jährige Oberösterreicherin war bei den US Open ins Hauptfeld gerutscht, dort aber in der ersten Runde an der späteren Finalistin Viktoria Azarenka gescheitert. In der zweiten Paris- Quali-Runde schlug sie Julia Grabher aus Vorarlberg 6:3, 6:3. Sie trifft nun auf die Rumänin Elena-Gabriela Ruse.

In Paris ist man derweil um Ordnung bemüht. Die Profis sollen nach zwei negativen Corona-Tests in einer "Bubble" abgeschirmt werden. Sie wohnen in zwei Hotels, Ausnahmen wie bei den US Open gibt es nicht. Bereits im Vorfeld hat es aber die ersten positiven Tests und Ausschlüsse, also ein bisschen Chaos, gegeben. Aber selbst das wirkt irgendwie fast normal. (Andreas Hagenauer, 24.9.2020)