Rund 1.000 Tests auf sechs Fahrspuren und drei Walk-in-Stationen sollen hier auf der Donauinsel täglich durchgeführt werden können. Geöffnet ist die Teststraße wie beim Happel-Stadion von 6 bis 21 Uhr.

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Die Teststraße soll außerdem ein Probierfeld für die neuen Antigen-Schnelltests sein,

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Gurgeln ist ja an sich eher eine neutrale Tätigkeit. Aber in Zeiten wie diesen verdient es besondere Aufmerksamkeit. So große, dass am Donnerstagvormittag gleich vier Kameras auf ein Auto auf der Donauinsel gerichtet waren, dessen zwei Insassen den Kopf für 30 Sekunden in den Nacken legten.

Am Donnerstag eröffnete die zweite Wiener Teststraße, seit sechs Uhr früh können Personen dort hinkommen, um sich auf Covid-19 testen zu lassen. Noch ist der Andrang überschaubar, vier Autospuren sind offen, zwei weitere stehen bereit, nebenan sind noch drei Spuren für Fußgängerinnen und Fußgänger. 1.000 Tests am Tag sollen in der ersten Phase möglich sein, danach soll sukzessive erhöht werden.

Symptomatische Fälle

Bei der schon existierenden Teststraße am Happel-Stadion wurden bislang etwa 35.000 Tests durchgeführt, 1463 davon waren positiv – das sind rund vier Prozent. Wie auch beim Stadion ist die Teststraße offiziell bis 21 Uhr geöffnet, und hier wie dort ist zu erwarten, dass sich der Andrang bis in die Nacht hin einziehen wird.

Anders als beim Stadion – wo es in den letzten Wochen zu stundenlangen Wartezeiten kam – liegt der Schwerpunkt hier auf der Insel, Höhe Floridsdorfer Brücke, auf Personen mit Symptomen. Die müssen aber mit einem Auto anreisen, wer so schwere Symptome hat, dass er oder sie fahruntauglich ist, kann sich auch von einer Person aus dem Haushalt, mit der man ohnehin auch engen Kontakt hätte, herfahren lassen.

Im Idealfall solle man vorher 1450 anrufen, wie Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bei der Eröffnung sagte, damit man dort den Überblick über Ressourcen und Stauzeiten behalten kann.

Für Menschen, die in Wien leben oder arbeiten

Wer aber keine entsprechenden Symptome hat und keinen Kontakt mit einer infizierten Person hatte, kann auch zu Fuß kommen. Prinzipiell sei das Angebot für Wienerinnen und Wiener gedacht, so Hacker, aber auch wer in Wien arbeitet, kann herkommen. Beweise dafür muss man nicht mitbringen.

Kommt man mit dem Auto, folgt das Prozedere einem einfachen Schema: Sobald das Fenster unten ist, muss die Maske oben sein. Dann befragen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Arbeiter-Samariter-Bundes zu Covid-19-Kontakten und Symptomen. Bei jenen, die erst seit ein bis vier Tagen Symptome haben, wird von einem medizinischen Mitarbeiter ein Rachenabstrich genommen und ein Schnelltest gemacht. Der liefert schon nach wenigen Minuten ein Ergebnis.

Mit dem Einsatz der Antigen-Tests wolle man ausprobieren, wie zuverlässig diese sind, so Hacker. "Die Ansprüche der Behörden an einen Corona-Test sind hoch", sagt er, daher müsse man ihn erst validieren. Ist der Schnelltest also negativ, wird sicherheitshalber – so wie bei allen anderen, die hierherkommen – noch ein PCR-Gurgeltest gemacht. Dafür braucht es lediglich geschultes Personal, das zum Teil auch ehrenamtlich vor Ort ist.

Man wolle außerdem auch die Kapazitäten in den Laboren sukzessive erhöhen. Bei 1450 geschah das bereits, da habe man erst vergangene Woche um 25 Personen auf 425 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt, so Hacker. Er sagt auch: "Es kann nicht alles perfekt funktionieren, die Erwartungshaltung ist zu hoch."

Cluster-Buster-Bus

Nächste Woche soll zudem der sogenannte Cluster-Buster-Bus starten. Das fahrbare Labor soll Schulen ansteuern, in denen Verdachtsfälle gemeldet werden, und innerhalb von 60 Minuten ein Testergebnis vorlegen, auch hier kommt der neue Antigen-Test zum Einsatz.

Die beiden, die auf der Donauinsel im Auto sitzen und zwei Becher voll Kochsalzlösung wieder nach draußen reichen, sind übrigens auch wegen eines Verdachtsfalls an der Schule des jungen Mannes auf dem Beifahrersitz hier, erzählen sie. "Gestern hat uns 1450 hierhergeschickt", sagt die Frau am Steuer, heute habe sie noch einmal angerufen, "da wussten sie nicht einmal, dass es das gibt".

Nach zwei Tagen sollen die beiden über ihr Ergebnis informiert werden. Wobei Hacker zuvor betonte, dass in der Kommunikation das Hauptaugenmerk auf den positiven Fällen liegt – diese sollen schnell von ihrem Ergebnis erfahren, damit sie sofort in Quarantäne gehen. Dass die beiden bis zum Ergebnis in Quarantäne müssen, hätte ihnen niemand gesagt, meint die Frau am Steuer. "Aber wir bleiben jetzt erst einmal daheim." (David Krutzler, Gabriele Scherndl, 24.9.2020)