Lustige Partys wie diese hier im heurigen Februar in Obergurgl sollen heuer flachfallen – zumindest in der Gastronomie.

Foto: Heribert Corn

Wien – Der Winter kann kommen: Das suggeriert zumindest die Bundesregierung in Gesellschaft von Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und Wirtschaftskammerchef Harald Mahrer, die heute einen Ausblick darauf gaben, wie Wintertourismus heuer ablaufen soll. Nicht ohne unisono auf dessen Bedeutung hinzuweisen und einmal mehr an die Bevölkerung zu appellieren.

Viele Menschen würden nicht glauben, "dass die Infektionszahlen zu hoch sind", sagt etwa Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) streng: "Wir müssen das Wachstum stoppen", mahnt Kurz – einmal mehr auch mit Blick auf die Bundeshauptstadt Wien. Es gehe eben nicht nur um die Gesundheit der Bevölkerung, sondern auch um die Arbeitsplätze. Der Tourismus sei "Teil unserer Identität".

So viel ist klar: Gäste und Gastgeber sollen auf einen schaumgebremsten Skiurlaub eingestimmt werden. Skifahren, Gastronomie, Einkaufen, Wellness, Kulturtourismus, all das sei im Winter möglich, fasst Kurz zusammen. Aber allzu feuchtfröhlich möge es nicht werden: "Skivergnügen ja, aber ohne Après-Ski."

Hoffnung auf Wintersaison

Es gehe darum, eine ordentliche Wintersaison hinzubekommen, ergänzt Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Deswegen solle es "klare und einfache Regeln für die Gastronomie geben". Enges Beieinanderstehen und -sitzen sei nicht erlaubt, beim Konsumieren müsse in der Gastronomie ein Sitzplatz zugewiesen werden. Das gelte drinnen wie draußen. Ein zweites Ischgl will man aus gutem Grund nicht erleben. Après-Ski mache drei Prozent der Wirtschaftsleistung aus, es könne nicht sein, "dass es für alle gefährlich sei wegen dieses kleinen Anteils", sagt Landeshauptmann Platter.

Ministerin Köstinger hat weitere Details mitgebracht: Bei Seilbahnen, die offen sind, ist Maskenpflicht nötig, es gelten die Regeln der Öffis. Höchstzahlen für Personen pro Gondel gebe es nicht, beim Anstellen sei aber der Ein-Meter-Abstand einzuhalten. Es gebe bereits Erfahrungen aus dem Sommertourismus, auf die man aufbauen könne, so Köstinger. Beim Bergwandern habe das Abstandhalten bei Gondeln schon gut funktioniert. Seilbahnbetreiber hätten etwa mit Bodenmarkierungen reagiert. Ohnehin könne man nicht alles bis ins kleinste Detail regeln, es gelte die Eigenveranwortung. Mahrer und Kurz ergänzen, dass es auch nichts anderes sei als die geübte Praxis im Handel oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln. "Auch dort funktioniert es zu 99,9 Prozent", so Mahrer.

Maximale Gruppengröße

Für Skischulen gilt indes eine maximale Gruppengröße von zehn Personen, Gruppen dürften zudem nicht verändert oder durchmischt werden. Die Corona-Tests, die in der Gastronomie und Hotellerie eher holprig ins Laufen gekommen sind, würden ausgedehnt und nun auch für Fremdenführer, Reiseleiter und Skilehrer zur Verfügung stehen.

Der grüne Gesundheitsminister Anschober stellt in den Raum, dass es verstärkt auch Stichprobenkontrollen geben werde. Besonders wichtig sei aber aus seiner Sicht, dass die Tourismusbranche selbst verstanden habe, dass auf die Sicherheit geschaut werden müsse.

Auch für die städtischen Tourismusbetriebe gibt es eine Frohbotschaft: Weihnachtsmärkte sollen stattfinden dürfen – auch diese unter der Voraussetzung, dass es ein Corona-Konzept inklusive Corona-Beauftragten gibt. Von einem Alkoholverbot ist nicht die Rede.

Am Ende ringt sich auch Tirols Landeshauptmann Platter eine Art Entschuldigung für Ischgl ab. Es tue ihm "leid, sehr leid".

Gleichzeitig verteidigte Platter aber sein Bundesland und sagte, das Virus sei nicht in Ischgl entstanden, sondern wurde von außen nach Österreich getragen: "Bei einer Pandemie kann nicht eine Person die Schuld auf sich nehmen", so Platter. (rebu, 24.9.2020)

Anmerkung: Dieser Artikel wurde korrigiert. In den Seilbahnen gilt sehr wohl eine Maskenpflicht.