Das Buchcover von "Notorious RBG.". Aus Shana Knizhniks gleichnamigen Blog wurde in Zusammenarbeit mit Irin Carmon auch ein Buch.

Während der Partyplaner in Ermangelung an Partys ruht, schreibt Amira Ben Saoud an seiner Stelle eine Kolumne über Aktuelles und Allgemeines aus Popkultur und Internet.

Zu den Heldinnen und Helden der Populärkultur gehören nicht nur Sängerinnen und Schauspieler, ikonisiert werden auch Royals (Diana), Politiker (die Kennedys bis Alexandria Ocasio-Cortez) und andere Personen des öffentlichen Interesses (Steve Jobs, Kardashians). Sogar Tiere wie Lassie oder Grumpy Cat kommen dran.

Manche Kulte sind schnelllebige, gleich wieder vergessene Hypes, manche schreiben sich ins kollektive Gedächtnis ein. Manche wären ohne das Internet mit seinen Memes nicht vorstellbar, andere existierten schon vor dem Digital Turn. Manche setzen erst so richtig mit dem Ableben einer Person oder eines Tierlis (Harambe!) ein, andere sind schon zu deren Lebzeiten in vollem Gange.

Berühmt im Internet ab 2013

Dass aber eine Richterin des Supreme Court, die kürzlich verstorbene Ruth Bader Ginsburg, besonders in den letzten Jahren wie eine Popikone verehrt wurde und weiter verehrt werden wird, ist eher ungewöhnlich.

Das nächste Cover des Magazins "The New Yorker" wählt RBGs berühmten weißen Kragen als Covermotiv.

Bei ihr lässt sich der Zeitpunkt der Ikonenwerdung relativ gut feststellen. 2013 ging ein Tumblr-Blog namens The Notorious R.B.G. der damaligen Jus-Studentin Shana Knizhnik online und sogleich viral. Der Name bezieht sich auf den Rapper The Notorious B.I.G. Ruth Bader Ginsburgs Bekanntheit, die davor schon aufgrund ihrer Errungenschaften als Juristin und feministische Pionierin Ansehen genoss, stieg rasant. Ab 2015 wurde sie in der beliebten Comedy-Show Saturday Night Live von der großartigen Kate McKinnon verkörpert, 2018 folgten zwei Filme: der Dokumentarfilm RBG und der Spielfilm On the Basis of Sex.

"...and that's a Ginsburn!"
Saturday Night Live

Kein Tag verging in den letzten Jahren, an dem kein Meme, kein Zitat der zierlichen, jüdischen Dame, die bis zuletzt gegen den Krebs kämpfte, durch die News-Feeds ging. Verstört davon, was in Trumps Amerika alles möglich ist, erkannte eine junge Generation in ihr eine Kämpferin für die eigenen Rechte und machte sie kurzerhand – wenn auch oft unkritisch – zu ihrer unerwarteten Ikone. In der Popkultur wird "The Notourious R.B.G." noch lange weiterleben, keine Frage. Im Supreme Court wird die "berüchtigte" RBG schmerzlich fehlen. (Amira Ben Saoud, 24.9.2020)