Die EZB und die Aufsichtsbehörden arbeiten mit den Banken daran, dass der Himmel über der Branche weiter blau bleibt.

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Bankinstitute wurden von der Corona-Pandemie rasch getroffen. Überbrückungskredite und Zahlungsstundungen haben das Geschehen in den ersten Wochen des Lockdowns bestimmt. Doch wie geht es dem Sektor jetzt?

Probleme – aber keine Krise. So wird die Situation in der europäischen Bankenstudie EBS 2020 zusammengefasst, die von der Strategieberatung Zeb Österreich erstellt wurde. Aber: Die Pandemie hält Europas Banken fest im Griff. "Die Risikokosten vieler Institute sind europaweit im Laufe des ersten und zweiten Quartals deutlich gestiegen, mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf die Profitabilität", sagt Michaela Schneider, Partnerin von Zeb Österreich.

Sichtbare Folgen

Zudem sei absehbar, dass die Kapitalquoten der 50 größten Banken in Europa angesichts von Ratingverschlechterungen ihrer Kunden sowie der Zunahme von notleidenden Krediten mittelfristig sinken dürften. "Ähnlich ist die Situation für heimische Institute", sagt Schneider. Einzelne gravierende Auswirkungen zeigten sich bei Instituten mit einem hohen Anteil von in der Krise stark betroffenen Branchen. "Das heißt, das Bankportfolio bestimmt die Anfälligkeit für Covid-19-Folgen", so Schneider.

Im ersten Quartal waren die Corona-Folgen für die Finanzindustrie deutlich sichtbar: Die durchschnittliche Kernkapitalquote der 50 größten europäischen Banken fiel auf 14 Prozent (2019: 14,4 Prozent). Haupttreiber waren der Anstieg der Neukredite, die Nutzung von Kreditlinien durch Kunden sowie teils negative Ergebnisse infolge höherer Risikokosten im Kreditgeschäft. "Dieser Effekt wurde im zweiten Quartal vollständig umgekehrt", sagt Frank Mrusek, Zeb-Senior-Manager. "Insgesamt liegt die Kapitalausstattung der Banken mit 14,4 Prozent am Ende des zweiten Quartals weit über den regulatorischen Quoten und den Anforderungen des Markts." Danach stehen Europas Finanzinstitute solide da.

Höhere Risikokosten

Bei der Profitabilität ergibt sich ein anderes Bild. Nachdem die durchschnittliche Eigenkapitalrendite nach Steuern 2019 noch bei 6,4 Prozent gelegen war, gingen die Ergebnisse im Jahresverlauf, hauptsächlich durch höhere Risikokosten getrieben, deutlich zurück. Im ersten Quartal erreichten die Institute noch eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von 2,2 Prozent, im zweiten Quartal war diese mit minus 0,3 Prozent sogar negativ. Parallel liegen die Risikokosten bereits Ende des zweiten Quartals insgesamt über dem Wert für das Gesamtjahr 2019.

Verschiedene Simulationen von Zeb zeigen, dass die zu erwartenden Verluste und risikogewichteten Aktiva in den kommenden Jahren signifikant zunehmen dürften. Trotzdem werden die meisten Banken gut durch die Corona-Krise kommen. Lediglich einzelne Institute werden gezwungen sein, die 2020 von den Aufsichtsbehörden freigegebenen Kapitalpuffer zu nutzen, heißt es. (Bettina Pfluger, 25.9.2020)