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Der Anfang verlief schleppend. Man hätte sich erwartet, dass die öffentliche Hand die Anstrengungen ein bisschen mehr goutieren würde. Immerhin hatte man bei Palmers rasch ein neues Unternehmen aus dem Boden gestampft, um die Versorgungssicherheit beim Mund-Nasen-Schutz sicherzustellen, sagte deren Chef Tino Wieser am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz. Aber die Bestellungen des Bundes ließen auf sich warten.

Erst mit den steigenden Infektionszahlen im Spätsommer sei endlich auch die Nachfrage nach den lokal produzierten Schutzmasken rasant gestiegen. Inzwischen sei man bis Oktober ausverkauft, erzählte Wieser, besonders die Schutzmaske für Kinder sei ein gefragtes Alleinstellungsmerkmal. Im August hatte Wieser die Regierung noch dafür kritisiert, dass er bis dato keinen öffentlichen Auftrag für eine Maskenlieferung bekommen hat. Das habe sich inzwischen geändert, Hauptabnehmer seien aber nach wie vor Handelsketten wie Spar, Rewe oder Pagro.

Fürs Geschäft und Österreich

Palmers hat seine Maskenproduktion "Hygiene Austria" im Mai gemeinsam mit dem heimischen Faserhersteller Lenzing gegründet. Die Maskenproduktion sollte Verluste im Kerngeschäft abschwächen. Immerhin stürzten bei dem Textilhändler die Umsätze im März mit minus 55 Prozent und mit sogar minus 70 Prozent im April quasi ins Bodenlose. Aber es sei den beiden Unternehmen, die auch abseits der Maskenproduktion Geschäftspartner sind, schon auch darum gegangen, die Versorgungssicherheit im Land zu verbessern, sagt Wieser.

Wie dem eigentlich für Damenunterwäsche bekannten Unternehmen ging es während der Corona-Krise auch zahlreichen anderen heimischen Betrieben, heißt es vonseiten des Fachverbands Textilindustrie der Wirtschaftskammer (WKO). Die Erwartungen ans Geschäft waren groß – und entsprechend groß war die Ernüchterung. Vor allem die Hoffnung auf Aufträge seitens der Regierung habe einzelne Firmen dazu veranlasst, Bestandteile für Masken in größerem Umfang zu produzieren. Diese Erwartungen hätten sich letztlich bis dato nicht erfüllt. Österreichs Betriebe würden Masken vermehrt exportieren, erzählt Obmann Manfred Kern.

Österreicher gelistet

Die öffentlichen Bedarfsträger hätten sich bereits über den Sommer mit Schutzausrüstung eingedeckt, erzählt ein weiterer heimischer Maskenhersteller. Auch er verkauft fast seine gesamte Ware an private Abnehmer. Ein Blick auf das Unternehmensservice-Portal des Bundes oder auf die Plattform offenevergaben.at bestätigt: Aus der 420 Millionen Euro umfassenden Rahmenvereinbarung, die die Bundesbeschaffung (BBG) mit 30 Anbietern über die Lieferung von Schutzmasken getroffen hat, wurden in den vergangenen acht Wochen kaum Großbestellungen abgerufen. Bloß Anfang September kaufte das Innenministerium FFP3-Masken für mehr als eine Million Euro von der portugiesischen Medika MCN.

Zur Erinnerung: Die öffentliche Hand muss die 420 Millionen nicht vollständig ausschöpfen.

Lager werden gefüllt

Aber angesichts der jüngsten Ankündigung von Türkis-Grün, die bestehenden Lager für Schutzausrüstung um weitere 30 Millionen Euro aufzufüllen, dürfen sich heimische Anbieter durchaus leise Hoffnung auf einen Zuschlag machen. In der Liste der BBG finden sich vier österreichische Produzenten von zertifizierten Schutzmasken und drei Produzenten von textilen Mund-Nasen-Masken, freut sich die WKO. Es liege an der öffentlichen Hand, die "Spielräume des Vergaberechtes zum Wohl der regionalen Wirtschaft zu nutzen", so WKO-Vertreter Kern. Es gehe auch um Versorgungssicherheit.

Wie dem auch sei: Palmers produziert in Wiener Neudorf bis zu 15 Millionen Masken pro Monat und hofft auf einen Jahresumsatz von zehn Millionen Euro aus dem Geschäft – die Hälfte entfiele allerdings auf Lenzing. In normalen Jahren sind Herbst und Winter die umsatzstärksten Monate der zwei Textilkonzerne, heuer könnte die Maskenproduktion die Unternehmen vor einem allzu großen Minus schützen.

Palmers ist eigentlich für Wäsche bekannt, die in der Öffentlichkeit selten zur Schau gestellt wird. Seit Mai produziert der Textilhändler aber auch Kleidung fürs Gesicht – nämlich Schutzmasken. (Aloysius Widmann, 25.9.2020)