Die Grafikdesigner Ulla Schneeweis und Fabian Wittmann wohnen mit Sohn Jona in Wien-Meidling. Die Wohnung mit Blick ins Grüne haben sie dank eines offenen Haustors gefunden.

"Diese Wohnung war ein echter Glücksfall. 2007 wohnten wir in einer kleinen Wohnung in der Nähe. Ulla war schwanger, und wir waren auf der Suche nach einer größeren Wohnung, wollten aber in unserem Grätzel bleiben. Etwa zwei Monate vor der Geburt haben wir das Thema eigentlich ad acta gelegt.

"Wir haben uns auf Anhieb wohlgefühlt", sagen Ulla Schneeweis und Fabian Wittmann.
Foto: Lisi Specht

Aber eines Tages kam Ulla beim Spazieren an diesem Gründerzeithaus vorbei, das gerade saniert und aufgestockt wurde. Das Haustor stand offen, Arbeiter gingen ein und aus – und Ulla erhaschte einen Blick in den Innenhof, wo sie einen wunderschönen Garten mit einem blühenden Kirschbaum erblickte. Der Garten war wie ein Magnet. Ulla fragte die Arbeiter, ob in dem Haus eine Wohnung zu haben wäre. Einer zog sofort sein Handy raus, rief den Besitzer des Hauses an und reichte das Telefon weiter. Der Eigentümer sagte sofort, dass eine Wohnung zu haben wäre und wir einziehen könnten. Das ging fast ein bisschen zu schnell: ‚Hoppala, Miete oder Eigentum?‘ Da war sich der Eigentümer selbst noch nicht ganz sicher.

Wir haben also sofort einen Besichtigungstermin für diese 106 Quadratmeter große Wohnung im vierten Stock vereinbart – und uns auf Anhieb wohlgefühlt. Wir wollten immer einen offenen Wohn-Ess-Bereich und in einem Altbauhaus wohnen. Von hier aus sehen wir über unsere Terrasse und den angrenzenden Garten mit altem Baumbestand bis hin zum Wilhelminenberg. So haben wir also unser Platzerl gefunden. Im darauffolgenden Herbst sind wir mit unserem damals fünfmonatigen Sohn Jona in diese Eigentumswohnung eingezogen.

"Wir mögen Gegenstände mit Geschichte", erzählen Ulla Schneeweis und Fabian Wittmann.
Fotos: Lisi Specht

Unser Glück war, dass Küche, Bad und WC so gut wie fertig waren. Das Einzige, was noch fehlte, war ein Kastl unter dem Waschbecken im Bad. Wir haben ein Jahr gebraucht, bis wir uns einig waren. Nicht auszumalen, wie lange wir gebraucht hätten, wenn wir mehr Entscheidungen hätten fällen müssen. Uns sind Haptik und Farben beim Wohnen wichtig. Daher will jede Anschaffung gut überlegt sein. Wandfarben sind für uns auch so ein Langzeitprojekt, bei dem wir monatelang mit Farbfächern durch die Wohnung rennen.

Als wir 2006 zusammenzogen, brachte Fabian nur eine Sporttasche und ein Bild mit in die Wohnung. Die meisten Möbel sind daher von Ulla. Wir haben ein Faible für Sessel, die wir von Flohmärkten zusammengetragen oder von Ullas Eltern geschenkt bekommen haben. Der Hunting Chair von Uno und Östen Kristiansson im Wohnzimmer war ein besonders glücklicher Zufallsfund auf einem Flohmarkt in Bad Vöslau.

Fabian Wittmann zog nach seiner WG-Zeit nur mit einer Sporttasche und einem Porträt bei Ulla Schneeweis ein. Den Spiegel haben sie in Hamburg gefunden.
Fotos: Lisi Specht

Wir mögen Gegenstände mit Geschichte. Den runden Spiegel im Vorzimmer haben wir zum Beispiel auf einem Flohmarkt in Hamburg gefunden und den ganzen Tag beim Besichtigen mitgeschleppt. Wir wussten nicht einmal, ob wir den im Flieger überhaupt mitnehmen dürfen. Am Ende haben wir ihn gut verpackt als Kunstwerk getarnt – und er durfte vorn im Cockpit beim Piloten mit uns nach Wien reisen!

Die Küche ist noch so ein Projekt von uns. Ursprünglich waren die unteren Kästen dunkelbraun, das war uns viel zu dunkel. Aber wir wollten die Küche auch nicht rausreißen, weil praktisch ist sie ja. Also haben wir die Kastln in einer Nacht-und-Nebel-Aktion neu lackiert und mit neuen Beschlägen versehen. Die Arbeitsplatten aus Kunststoff würden wir jetzt gerne noch mit einer Holzlinolplatte ersetzen.

Viele Möbelstücke stammen von Flohmärkten. Die Küchenkastln wurden in einer Nacht-und-Nebel-Aktion neu gestaltet.
Fotos: Lisi Specht

Wir sind wirklich voll und ganz zufrieden in dieser Wohnung. Mittlerweile gehört sie richtig zu uns. Auch die Gegend ist toll, weil wir in knapp zehn Minuten im Schlosspark Schönbrunn sind, aber auch nicht sehr viel länger mit der U-Bahn in die Innenstadt brauchen – und wir zu Fuß ins Büro gehen können.

Am Abend hören wir aus dem nahen Tiergarten Schönbrunn sogar die Löwen, wenn die Windrichtung stimmt. Einem Freund aus Südafrika ist auf unserer Terrasse schon einmal ganz anders geworden, als die Löwen plötzlich zu brüllen anfingen." (28.9.2020)