Schirmbars an den Pisten, bekannt für feuchtfröhliche Gesause, sollen geschlossen bleiben.

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Es wird ein grimmiger Winter werden. So viel steht fest. Auch wenn es für eine Bilanz zu früh ist und viele heimische Tourismusbetriebe dank der mehr oder weniger freiwillig daheim urlaubenden Österreicher mit einem blauen Auge davonkommen werden, die Wintersaison steht erst bevor. Und das jetzt, wo viele Länder, aus denen die Gäste gerne zum Skifahren nach Österreich kommen, die Alpenrepublik in Teilen zur roten Zone erklärt haben.

Dabei ist es eine echte Erfolgsstory, dass sich die kalte Jahreszeit dank vieler Initiativen und Investitionen zu einem richtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt hat. Mittlerweile ist die Zahl der Nächtigungen im Winter wie im Sommer in etwa gleich hoch. Doch jetzt droht der Einbruch. Denn während im Sommer die Österreicher eingesprungen sind, können sie im Wintertourismus die ausbleibenden Einnahmen der Gäste aus dem Ausland kaum wettmachen. Die Österreicher machen nur rund ein Fünftel der Gäste im Winter aus. Mit 40 Prozent sind es auch in der Zeit zwischen Dezember und März die deutschen Nachbarn, die in St. Anton, Ischgl, Zell am See, Hinterstoder, Saalbach-Hinterglemm und allen anderen wichtigen Skidestinationen für klingende Kassen sorgen. Sie, die Gäste aus den Niederlanden und die Schweizer machen das Kraut so richtig fett.

Heuer wird von den klingenden Kassen weit und breit nichts zu sehen sein. Im Gegenteil: Viele Betriebe müssen ums Überleben zittern. Pessimistische Prognosen gehen davon aus, dass ein Viertel der gut 41.000 heimischen Beherbergungsbetriebe vom Erdboden verschwinden könnte. Auch wenn die Zahl zu hoch gegriffen scheint: Manche Bundesländer wird es richtig hart treffen. Wien zum Beispiel, denn der Städtetourismus ist auch im Winter kein zu unterschätzender Faktor, aber auch Salzburg und Tirol.

Das hat weitreichende Folgen, denn in manchen ländlichen Regionen ist der Tourismus die Lebensader. Der Bäcker, der 50 Prozent seines Umsatzes mit der örtlichen Hotellerie macht, ist ebenso betroffen wie der örtliche Busunternehmer, der für den Transfer der Gäste sorgt, oder der Tischler, der die Bar ausstattet, oder der Fleischhauer, der nur noch dank der Tourismusbetriebe offen hat. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Die Brisanz der Lage haben die zuständigen Politiker auch erkannt. Die Regierung hat nun etwa Direktiven ausgegeben, wie Skivergnügen in Zeiten von Corona funktionieren soll. Schirmbars an den Pisten, bekannt für feuchtfröhliche Gesause, sollen geschlossen bleiben. Après-Ski möge bitte gesittet ausfallen. In den Lokalen will man Gelage mit Körperkontakt vermeiden. Abstand halten, Maskenpflicht, so soll es im Großen und Ganzen gehen. Manche Bundesländer gehen über diese Vorgaben hinaus. All das ist auch gut und schön und wichtig.

Wird es reichen, um möglichst vielen Betrieben das Überleben zu sichern? Das ist wohl eher eine naive Illusion. Jetzt ist es dringend geboten, weitere Schritte zu tun. Tests könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. Möglichst viele Schnelltests oder, im Gegenteil, Tests nur für Menschen mit Symptomen? Das wäre mit Experten zu diskutieren.

Dazu braucht es schleunigst neben einem Präventions- auch ein Nachsorgekonzept. Gäste wollen wissen, was passiert, wenn sie aller Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz in Quarantäne müssen. All das muss nun zügig gehen. Sonst ist alles bisher Präsentierte nichtig. (Regina Bruckner, 24.9.2020)