Es ist eigentlich eine Erfolgsstory: Der Wintertourismus hat in Österreich mittlerweile eine ebenso große Bedeutung wie jener im Sommer. Die Zahl der Nächtigungen ist mit fast 80 Millionen im Sommer wie im Winter annähernd gleich. Zumindest war das vor Corona so. 2020 wird man von solchen Größenordnungen nur träumen können. Für das Gesamtjahr 2020 rechnet das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) jetzt schon mit einem Einbruch von bis zu 30 Prozent gegenüber 2019. Das wird man auch auf dem Arbeitsmarkt spüren. Von der Arbeitslosigkeit am härtesten betroffen sind neben dem Tourismus selbst nahezu nur Branchen, die für den Tourismus eine wichtige Rolle spielen: die Kunst- und Unterhaltungsbranche ebenso wie die Freizeitwirtschaft.

Düstere Zukunft

Doch während der Sommer für manche Betriebe dank der hierzulande urlaubenden Österreicher glimpflich ausgehen könnte, droht im Winter vielen Betrieben ein hartes Los. Insgesamt würden 25 Prozent der gut 41.000 Betriebe wackeln, zitiert Tourismusforscher Peter Zellmann eine in der Branche kursierende Zahl. Wifo-Forscher Oliver Fritz hält dieses Ausmaß zumindest für Wien möglich. Aber auch die tourismuslastigen Bundesländer Tirol und Salzburg könnte es heftig treffen. Um eine seriöse Einschätzung zu treffen, sei es zu früh, sagt Fritz. Noch gebe es zu viele Unbekannte. Neben der Frage, wie es mit den Reisewarnungen weitergeht, zum Beispiel die Frage nach der Ausgestaltung des neuen Fixkostenzuschusses.

Lustige Partys wie diese hier sollen heuer flachfallen. Ein zweites Ischgl wird es nicht geben, wird beteuert.
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Tourismusforscher Zellmann ist pessimistisch, was die nun von der heimischen Regierung präsentierten Maßnahmen betrifft. "Da wurde die Rechnung ohne den Wirt gemacht", sagt Zellmann und meint damit sowohl Betriebe als auch Gäste. Die Sache stehe und falle mit der Entwicklung der Zahlen, ist Zellmann überzeugt. Auch wenn er nichts gegen die von der Bundesregierung am Donnerstag vorgestellten Präventionsmaßnahmen einzuwenden hat.

Die Regierung gab in Gesellschaft von Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und Wirtschaftskammerchef Harald Mahrer einen Ausblick darauf, wie Wintertourismus heuer ablaufen soll. Im Großen und Ganzen sollen Gäste und Gastgeber auf einen schaumgebremsten Skiurlaub eingestimmt werden. Skifahren, Gastronomie, Einkaufen, Wellness, Kulturtourismus, all das sei im Winter möglich, fasst Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zusammen. Aber allzu feuchtfröhlich möge es nicht werden: "Skivergnügen ja, aber ohne Après-Ski."

Es gehe darum, eine ordentliche Wintersaison hinzubekommen, ergänzt Parteikollegin und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger. Deswegen solle es "klare und einfache Regeln für die Gastronomie geben".

Die Maske wird man im Winter auch rund um das Skivergnügen brauchen.
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Enges Beieinanderstehen und -sitzen seien nicht erlaubt, beim Konsumieren müsse in der Gastronomie ein Sitzplatz zugewiesen werden. Das gelte drinnen wie draußen. Ein zweites Ischgl will man aus gutem Grund vermeiden. Après-Ski mache drei Prozent der Wirtschaftsleistung aus, es könne nicht sein, "dass es für alle gefährlich sei wegen dieses kleinen Anteils", sagt Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), für dessen Anreise in die Hauptstadt sich Kanzler Kurz artig bedankt.

Maske in der Gondel

Abseits des eingeschränkten Vergnügens in der Gastronomie sei bei Seilbahnfahrten eine Maskenpflicht nötig. Es gelten die Regeln der Öffis. Höchstzahlen für Personen pro Gondel gebe es nicht, beim Anstellen sei aber der Ein-Meter-Abstand einzuhalten.

Für Skischulen gilt eine maximale Gruppengröße von zehn Personen. Die Corona-Tests, die in Gastronomie und Hotellerie holprig ins Laufen gekommen sind, würden nun auch für Fremdenführer, Reiseleiter und Skilehrer zur Verfügung stehen. Am Ende ringt sich auch Tirols Landeshauptmann Platter eine Entschuldigung für Ischgl ab. Es tue ihm "leid, sehr leid". Um gleich darauf anzufügen: "Bei einer Pandemie kann nicht eine Person die Schuld auf sich nehmen." (rebu, 25.9.2020)