Wer sitzt an welchem Tisch? Diese Frage müssen Gastronomen ab Montag beantworten können.

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Seit Wochen habe man auf eine bundesweite Regelung gedrängt, doch nichts sei geschehen, hieß es Donnerstagabend aus dem Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ): "Deshalb haben wir uns entschlossen, eine rechtlich mögliche Lösung zu finden, um hier eine Handhabe zu schaffen." Die Rede ist von der ab Montag in Kraft tretenden Registrierungspflicht in der Wiener Gastronomie.

Eine diesbezügliche Verordnung hatte kurz davor Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) angekündigt. Deren Entwurf sieht vor, dass Wirten verpflichtet werden, der Gesundheitsbehörde auf Anfrage Auskunft über ihre Kunden zu erteilen. Die Gäste dürfen selbst entscheiden, ob sie ihre Daten hergeben. Der Gastronom darf jedoch einem unwilligen Gast die Bewirtung versagen. Schließlich droht dem Wirten, der keine Informationen über seine Kunden erteilen kann, eine Verwaltungsstrafe. Die Frage nach deren Höhe war zunächst nicht bekannt.

Name und Nummer

Vorgesehen ist, dass die Gastronomen die Vor- und Nachnamen, die Telefonnummer und E-Mail-Adresse sowie die Tischnummer ihrer Kunden aufzeichnen. Nicht angegeben werden muss die Wohnadresse. Gesammelt werden die Daten auf einzelnen Blättern. So soll gewährleistet sein, dass die Daten für andere Kunden nicht einsehbar sind. Dafür werde die Stadt Wien eine Vorlage online stellen, die die Wirte verwenden können.

Die Aufzeichnungen müssen von den Gastronomen gesammelt und für vier Wochen aufbewahrt bleiben. Einsicht erhalte jedenfalls nur die Gesundheitsbehörde, und nur, wenn dies wegen eines Infektionsfalls nötig ist. Auf Nachfrage hieß es zudem aus dem Büro Hacker, die Verordnung gelte für alle Betriebsstätten, etwa auch Theater.

Durch die Registrierungspflicht will man in Wien das Contact Tracing beschleunigen. Man habe sehr gute Erfahrungen bei einem Theater-Cluster an der Gumpendorfer Straße gemacht, sagt ein Sprecher Hackers. Dort wurden bei einer Probevorführung die Kontakte gesammelt, wodurch die Stadt "rasch und effektiv" handeln konnte .

Die Regelung soll vorerst bis Ende des Jahres gelten. Sie sei, das betonte Ludwig der APA, mit dem Wiener Wirtschaftskammerpräsidenten Walter Ruck abgestimmt. Die Sperrstunde werde anders als im Westen nicht auf 22 Uhr vorverlegt, betonte der Bürgermeister.

Harmlose Maßnahme

"Solange wir offen haben dürfen, ist mir alles recht", sagt Franz Seidl vom Gasthaus Seidl in der Ungargasse im dritten Bezirk in Wien. Die Registrierungspflicht sei noch die harmloseste Maßnahme. Ihm sei allerdings bewusst, dass viele Gäste wohl Hans Moser oder Max Mustermann auf die Liste schreiben werden, kontrollieren werde er die Richtigkeit der Angaben nicht. Das sei nicht seine Aufgabe. Seidl ärgert sich generell über die Ideenlosigkeit der Politiker. Für Wien wünsche er sich mehr Initiativen, um etwa den innerösterreichischen Tourismus anzukurbeln. Für Gäste aus den Bundesländern könnte man etwa ein Angebot mit Fiaker, Hotel, Riesenrad und natürlich Gastro-Bon um 150 Euro gestalten, meint er.

Wolfgang Wöhrnschimmel, Miteigentümer des Gasthaus Wolf in Wien-Wieden, sieht die Registrierungspflicht ganz entspannt, wie er sagt, er hält das sogar für eine gute Idee, um im Falle einer Ansteckung andere Gäste warnen zu können. Wöhrnschimmel hat sich auch schon überlegt, wie sich das im Lokal handhaben lässt: Statt eine Liste zu führen, will er pro Tisch einen Zettel auflegen, damit keiner die Daten der anderen Gäste sieht und diese vertraulich bleiben.

Acht Bezirke werden orange

Am Donnerstag fand zudem die wöchentliche Sitzung der Corona-Ampelkommission statt. Entschieden wurde, dass Wien orange bleibt, acht neue Bezirke werden orange eingefärbt: Gänserndorf, Gmünd, Korneuburg, Krems Land, Melk, Waidhofen an der Thaya, Landeck und Schwaz. Brandnertal-Montafon, der Bregenzerwald, das Großwalsertal und Klostertal-Arlberg sind gelb, Rheintal-Walgau orange.

Vorarlberg wird seit dieser Sitzung nicht mehr in Bezirke, sondern Täler unterteilt: Brandnertal-Montafon, der Bregenzerwald, das Großwalsertal und Klostertal-Arlberg sind gelb, Rheintal-Walgau orange.

Zehn Bezirke wechselten zudem von Grün auf gelb, sechs wurden wieder grün. (Oona Kroisleitner, Katharina Mittelstaedt, Michael Völker, 24.9.2020)