Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) mit einer Grafik zur Entwicklung der Corona-Zahlen seit März. Wir stabilisieren uns – aber auf einem zu hohen Niveau. Zuletzt beschlossene Maßnahmen und regionale Verschärfungen sollen helfen.

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Eine gute Nachricht konnte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag verkünden – jedoch mit einer Einschränkung: Man könne aktuell von einer Stabilisierung der Lage sprechen. "Allerdings auf zu hohem Niveau", sagt der Gesundheitsminister. Eine Entwarnung sei diese Feststellung deswegen nicht, sondern ein "Mutmachen".

Anschober referierte gemeinsam mit Daniela Schmid, Sprecherin der Ampelkommission und leitende Epidemiologin der Agentur für Gesundheit (Ages), über aktuelle Zahlen und Maßnahmen, die ausschlaggebend für die aktuellste Ampelfärbung waren.

Kein exponentielles Wachstum

Die Ampel bleibt – wie berichtet – in Wien auf Orange. Die niederösterreichischen Bezirke Gmünd, Melk und Waidhofen an der Thaya werden direkt von Grün auf Orange gestellt. Zudem sind nun Krems Stadt, Wiener Neustadt Stadt, Gänserndorf, Korneuburg, Krems Land, Landeck und Schwaz orange.

684 Neuinfektionen – die aktuellsten Zahlen vom Freitag – seien zu viele, sagt Anschober. Allerdings: "Wir testen so viel wie nie zuvor. Zuletzt gab es sage und schreibe 20.409 Tests an einem Tag." Man könne die Zahlen daher nicht mit dem Frühling vergleichen. Die andere positive Entwicklung: Man sei in den letzten Tagen konsequent unter zwei Prozent Steigerung der Infektionszahlen geblieben. Es gehe also nicht in Richtung exponentielles Wachstum.

Bei der Sieben-Tages-Inzidenz zeige sich in den Bezirken ein "großteils stabiler oder sogar rückläufiger Trend", fügte Schmid hinzu. Sie sprach von einem "Plateau" bei den Neuinfektionen in den vergangenen Tagen. Zudem bewege sich die Reproduktionszahl – wie viele weitere Fälle von einem einzelnen Fall ausgehen – wieder in Richtung 1,1. Der Altersdurchschnitt der in der Vorwoche positiv Getesteten lag bei 35 Jahren.

Hoffnung auf Anfang Oktober

Anschober erwartet, dass die neuesten Maßnahmen nach zwei Wochen – also Anfang Oktober – einen positiven Effekt haben werden. Am Montag wurden ja unter anderem neue Einschränkungen bei Veranstaltungen beschlossen.

Anschober betonte außerdem die Wichtigkeit der am Mittwoch im Nationalrat beschlossenen Corona-Gesetze bezüglich der Beschaffung von Schutzausrüstung sowie der freiwilligen Durchführung von Tests durch Ärzte und das erneuerte Covid-19-Maßnahmengesetz. Er geht davon aus, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen nach der Sondersitzung des Bundesrats am Freitagnachmittag "sehr rasch" unterschieben wird und "dass wir am Wochenende bereits die Rechtskräftigkeit der drei großen Maßnahmen erreichen werden". Damit sei auch der Umsetzungsschritt für die Ampel auf regionaler Ebene definiert.

Regionale Lösungen als Schlüssel

Apropos Covid-19-Gesetz: Durch die dort formulierte Möglichkeit, dass Länder selbst strengere Maßnahmen setzen können, erwartet sich der Minister auch eine Verbesserung der Situation beziehungsweise der Zahlen. Am Freitagabend gibt es deswegen auch ein Treffen zwischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Anschober und den Landeshauptleuten.

Mit der Vorverlegung der Sperrstunde haben Vorarlberg, Tirol und Salzburg Anfang der Woche ja bereits erste regional begrenzte Schritte gesetzt. Am Freitag zog Niederösterreich nach. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nahm die Orange-Färbung einiger Bezirke in ihrem Bundesland als Anlass für Verschärfungen.

Welche Verschärfungen in Niederösterreich bald gelten

In den betroffenen Gebieten finden ab dem 1. Oktober Sportveranstaltungen ohne Besucher statt. An anderen Veranstaltungen dürfen bei zugewiesenen Sitzplätzen indoor nur noch 250 Personen und outdoor 1.000 Personen teilnehmen. In der Gastronomie müssen bei Orange verpflichtend Gästelisten geführt werden. Erst wenn die Ampel auf Rot steht, wird die Sperrstunde auf 22 Uhr vorverlegt, kündigte Mikl-Leitner an. (lhag, APA, 25.9.2020)