Mit einem Tuch bedeckt erschien die Angeklagte am Freitag vor Gericht. Die Anklage beruht in weiten Teilen auf dem Geständnis der Geliebten des 53-jährigen K., gegen den auch in der Ibiza-Causa ermittelt wird.

Foto: Stefanie Ruep

Salzburg – Ein Drogenprozess im Dunstkreis der mutmaßlichen Drahtzieher des Ibiza-Videos ist am Freitag am Landesgericht Salzburg verhandelt worden. Angeklagt sind der 53-jährige K. sowie seine 34-jährige Geliebte wegen Suchtgifthandels und Waffenbesitzes. Der Bosnier und die Slowakin sind im November nach mehreren Hausdurchsuchungen rund um die Ermittlungen zum Ibiza-Video in U-Haft genommen worden. Sie stammen aus dem Umfeld des in der Ibiza-Causa involvierten Privatdetektivs H., der auch in den Videosequenzen zu sehen ist.

Der Privatdetektiv H. – der sich am Freitag nicht vor Gericht verantworten musste – soll laut Anklage K. in drei Tranchen rund ein Kilo Kokain überlassen haben. Er soll ihm die Drogen in einer Uhrenverpackung aus dem Seitenfenster eines Autos gereicht haben. K. verkaufte sie weiter. Zudem soll H. dem Angeklagten zu seinem 50. Geburtstag eine Faustfeuerwaffe, Kaliber 9 Millimeter, geschenkt haben.

Die 34-jährige Angeklagte berichtete auch von einem Treffen mit H., bei dem mit einem umgebauten Wagenheber Drogen zu Paketen gepresst wurden. Dabei dürfte es zum Streit zwischen H. und der Frau gekommen sein – und er habe ihr eine Waffe an den Kopf gehalten und ihr gedroht, sie und ihre Familie zu töten, erzählte die Angeklagte. Der Privatdetektiv wurde in dem Verfahren in Salzburg nicht als Zeuge geladen. Beide Männer kennen sich laut Staatsanwalt offenbar von einer Tätigkeit bei einem Sicherheitsunternehmen von früher.

Lebensbeichte der Geliebten führten zur Anklage

Laut Staatsanwaltschaft scheint der in Salzburg angeklagte K. auch im Ibiza-Verfahren auf, das sei aber Verschlusssache. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen K. wegen Erpressung und Beitragstäterschaft zum Missbrauch von Tonaufnahme- und Abhörgeräten. Wie der STANDARD berichtete, soll er etwa in einer Wiener Anwaltskanzlei das Ehepaar Heinz-Christian und Philippa Strache getroffen haben, um ihnen das gesamte Video zu verkaufen. Straches Anwälte dementierten diesen Sachverhalt.

Am Freitag vor Gericht ging es von all dem unabhängig in erster Linie um den Suchtgifthandel. Der angeklagte K. war als Immobilienmarkler tätig, stand als Informant in den Diensten der Polizei und ist nun Frühpensionist. Er soll laut Aussage der Frau noch von zwei weiteren Männern Kokain bekommen haben. Der Großteil der Anklage beruht auf dem Geständnis der ehemaligen Sexarbeiterin, die laut Staatsanwalt eine Lebensbeichte abgelegt habe. Der Angeklagte K. bestreitet hingegen, je Kokain vom Privatdetektiv bekommen zu haben, und gibt auch nur zu, kleinere Mengen verkauft zu haben, um die eigene Sucht zu finanzieren.

Kokain im Staubsaugerbeutel im Keller versteckt

Laut Anklage soll das Paar zwischen Ende 2016 und 2019 mehr als drei Kilo verkauft und selbst große Mengen konsumiert haben. Eigenen Angaben zufolge soll der Bosnier bis zu drei Gramm täglich und die Frau bis zu 50 Gramm in der Woche konsumiert haben.

Das Kokain wurde laut Anklageschrift im Kellerabteil der Frau gebunkert, gestreckt und für den Verkauf vorbereitet. Über ein Kilo Kokain wurde bei der Hausdurchsuchung im Keller der Wohnung der 34-Jährigen versteckt in einem Staubsaugerbeutel gefunden. Die illegale Pistole soll K. im Sommer 2019 nach Auftauchen des Ibiza-Videos zur Schwester seiner Geliebten gebracht haben. Die wiederum hat sie in einem Schuhkarton zur Polizei gebracht.

Frau führte Buch über die Drogengeschäfte

Der Bosnier pflegte einen sehr aufwendigen Lebensstil für sich und seine Familie. Es wurden monatliche Ausgaben zwischen 7.000 und 27.000 Euro dokumentiert. Dieses Geld stamme fast ausschließlich vom Verkauf von Immobilien, beteuerte der Angeklagte am Freitag vor Gericht. Doch durch mehrere Nachfragen der Richterin verstrickte sich der Angeklagte in Widersprüche.

Die 34-Jährige führte genau Buch, wer, wann, wie viel Kokain zu welchem Preis gekauft hatte. Auch einige Abnehmer belegten ihre zum Teil sehr detaillierten Angaben, weshalb sie für den Staatsanwalt glaubwürdig erschienen. Am Freitag waren mehr als zehn Zeugen geladen, darunter auch Abnehmer. Ein Urteil war am Nachmittag noch nicht gesprochen.

Ausbildner von H. in Krems wegen Spionage vor Gericht

In Krems ist am Freitag ebenfalls ein Prozess gegen einen Mann aus dem Umfeld des Privatdetektivs H. gestartet. Angeklagt ist ein Ex-Sicherheitsberater, der den Begleiter der Oligarchennichte im Video ausgebildet haben will. Vorgeworfen werden ihm Verleumdung und grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen in einem Industriespionagefall beim Bahnbaumaschinen-Herstellers Plasser & Theurer im Jahr 2016.

Der 53-Jährige bekannte sich teilschuldig, und wurde zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt, seine frühere Geliebte erhielt 18 Monate Haft. Der Frau wurden jedoch zwölf Monate unter Bestimmung einer Probezeit bedingt nachgesehen. Außerdem muss sie eine Therapie machen. Das Urteil ist rechtskräftig. (Stefanie Ruep, 25.9.2020)