E-Learning eröffnet viele neue Möglichkeiten, die man aber selbst erleben muss, um sie nützen zu können, sagt Jorge Zarco von der FH Salzburg.

Getty Images/iStockphoto

Der Lockdown hat an den Hochschulen das vergangene Semester ordentlich durcheinandergebracht. Viel Unsicherheit herrscht auch vor dem Studienbeginn an den Universitäten. An der Fachhochschule Salzburg hat das Wintersemester bereits am 31. August begonnen – unter neuen Rahmenbedingungen.

"Wie es im Herbst weitergehen wird, war schon während des Lockdowns das große Fragezeichen", sagt Jorge Zarco,E-Learning-Beauftragter der FH Salzburg. Auch wenn aufgrund von Sicherheits- und Hygienemaßnahmen nicht alle Studierende gleichzeitig in einem Raum sein können, sollte jedem Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, vor Ort zu sein. Bei großen Lehrveranstaltungen werden die Studierenden nun in Gruppen eingeteilt – in eine Gruppe, die im Lehrsaal anwesend ist, und in eine Gruppe, die online an der Veranstaltung teilnimmt. Beide Gruppen wechseln sich ab. Dafür wurden während der Sommermonate die Hörsäle und Seminarräume mit Webcams und Mikrofonen ausgestattet.

Bei den Vorbereitungen auf das aktuelle Semester war es auch wichtig, dass Studierende, die via Internet die Lehrveranstaltung besuchen, aktiv daran teilnehmen können, sagt E-Learning-Beauftragter der FH Salzburg, Jorge Zarco.
HO

"Bei den Vorbereitungen aufs aktuelle Semester war es uns auch wichtig, dass Studierende, die via Internet die Lehrveranstaltung besuchen, aktiv daran teilnehmen können", ergänzt Zarco. Und so sind zwei neue Rollen entstanden. Ein Moderator kümmert sich während der Lehrveranstaltung um die Fragen der Online-Studierenden, ein anderer stellt das Abfotografieren, Einscannen und Hochladen sämtlicher Informationsmaterialien sicher, die via Webcam nicht gut sichtbar gemacht werden können.

"E-Learning eröffnet viele neue Möglichkeiten, die man aber selbst erleben muss, um sie nützen zu können", sagt Zarco. In diesem Sinne sei das vergangene Semester vor allem für die E-Learning-Skeptiker eine, wenn auch unfreiwillige, Gelegenheit gewesen, Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Der Lockdown war, so Zarco, sicher ein großer Schub, damit E-Learning an den Hochschulen breiter zum Einsatz kommt.

Ab dem Moment, als feststand, dass an Hochschulen nur noch Distance-Learning möglich sein werde, wurden MS-Teams-Schulungen für Lehrende, Mitarbeiter und Studierende abgehalten. Für ihn steht aber auch fest, dass der Aufbau von E-Learning-Einheiten eine didaktische Begleitung braucht. Die technischen Tools können über eine Schulung erklärt werden. "Um das Selbstverständnis für die Medienvielfalt und die Möglichkeiten zu bekommen, braucht es aber ausgebildete Mediendidaktiker, die den Lehrenden dabei begleiten."

Funktionierendes E-Learning erfordere sicherlich zuerst die nötige technische Ausrüstung, also das Wie. Die zweite Frage, die sich Lehrende stellen müssen, so Zarco, sei das Warum. "Was ist der Mehrwert, und wie kann ich das umsetzen? Hier müsse genau geschaut werden, wer die Zielgruppe sei, damit das passende Tool aus der großen E-Learning-Toolbox herausgeholt werden kann. Um hier die geeigneten Lösungen zu finden, brauche es qualifizierte Medienpädagogen. Hier könnten Hochschulen noch aufholen, damit Lehrende, die Begleitung benötigen, diese auch bekommen können, sagt er.

Wenn das Warum geklärt sei und das passende Setting für die Lehrveranstaltung gefunden wurde, könne E-Learning wunderbare Möglichkeiten eröffnen. Als Beispiel nennt Zarco, der auch den Fachbereich Sprachen, Innovation & Management im Tourismus an der FH Salzburg leitet, die Zusammenarbeit mit externen Experten, die ohne großen Aufwand ihr Wissen mit Studierenden via Videostream teilen können.

An der FH sei man für einen neuerlichen Lockdown gewappnet, und langfristig könne E-Learning die Präsenzlehre an den Hochschulen nicht ersetzen. Zusätzlich habe sie nun auch mehr Akzeptanz. (Gudrun Ostermann, 2. 10. 2020)