Super, dass sich die Bundesregierung und die Länder nach einem halben Jahr zusammengesetzt haben, um eine halbwegs einheitliche Corona-Politik zusammenzubringen. Es ist ja nicht mehr klar durchschaubar, ob in den westlichen Bundesländern jetzt Maskenpflicht beim Schuhplatteln (jedoch nur bis 22 Uhr) herrscht oder ob man in Wien jetzt im Wirtshaus seinen Stammbaum vorlegen muss (genügt es, einfach "Bin Stammgast, Ober kennt mich" auf den Registrierungsbogen zu schreiben?).

Der Not gehorchend – nämlich der absoluten Nichtvorbereitung der Schulverwaltung bzw. einer nicht funktionierenden Test- und Verständigungsorganisation im Bereich Stadt Wien – haben jetzt der Bildungsminister und der Wiener Gesundheitsstadtrat pragmatisch bei einer Notaktion – fliegende Testteams für Schulen – zusammengearbeitet. Das wäre doch generell etwas für das Verhältnis zwischen Regierung und Wien! Der Kanzler müsste nicht in jedem zweiten Statement ein verstecktes Foul gegen das rote Wien unterbringen, und der Wiener Gesundheitsstadtrat Hacker müsste nicht Zeit mit Gegenpolemiken verbringen.

Vor der Sitzung meinte der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer, man solle die Ampel einmal aussetzen. Bezeichnend war die Begründung: "Aufgrund der allgemein steigenden Infektionszahlen müssen Maßnahmen wie die Maskenpflicht ohnehin bundesweit umgesetzt werden."

UPDATE: Hoffnung enttäuscht.

Das Treffen zwischen der Bundesregierung und den Landeshauptleuten (so überhaupt gekommen) brachte nur neue Konfusion und Streiterei. Statt Kooperation. Kanzler Kurz scheint nicht zu wissen, dass ein Bundeskanzler in einer Krise auch wie ein Kanzler handeln und das Wien-Bashing sein lassen muss, der Wiener Bürgermeister war allerdings gar nicht gekommen und sonst machten sich alle Sorgen, dass die Deutschen über ganz Österreich eine Reisewarnung verhängen könnten. Deprimierend. (Hans Rauscher, 26.9.2020)