Auch ein Elektroauto kann falsch eingesetzt werden, ein Großraum-Elektroauto erst recht.

Foto: Mercedes-Benz

Scharfe Werkzeuge einzusetzen erfordert immer auch ein gehöriges Maß an Vernunft. Man denke nur an das Messer, mit dem man sich den Finger abschneiden kann.

Auch ein Elektroauto kann falsch eingesetzt werden, ein Großraum-Elektroauto erst recht. Hohe Geschwindigkeiten zum Beispiel haben extrem hohen Energieverbrauch zur Folge. Das heißt konkret: hoher Stromverbrauch, geringe Reichweite. Das Gute daran: Es regelt sich normalerweise von selbst. Weil man bei energieverzehrender Fahrweise auch nicht sehr weit kommt, wird man wohl eher rechtzeitig vom Gas gehen.

Das alles fällt einem spontan ein, wenn man an die elektrische V-Klasse denkt. Der Mercedes EQV ist schon ein grenzwertiges Fahrzeug. Mit 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht ist er gerade noch B-Führerschein-tauglich. Mit 28,7 kWh / 100 km Normverbrauch liegt er etwa beim Doppelten einer heute üblichen Elektrolimousine.

Das Nutzungsprofil muss passen

Das heißt, schon diese Eckdaten alleine ermahnen dazu, sich dieses Auto nicht aus Spaß am Raumangebot zu kaufen, sondern die tatsächliche Notwendigkeit zu prüfen. Richtig eingesetzt kann die elektrische V-Klasse durchaus Sinn ergeben, mit großer Ladekapazität und sogar erstaunlich hoher Zuladung von 750 kg. Aber das Nutzungsprofil muss passen. Kurzstrecken in Ballungsräumen kann er eindeutig besser bedienen als das Fahrprofil von Handelsreisenden. Ein Drittel der Reichweite des Dieselmodells und auch das nur bei behutsamer Fahrweise, das sagt schon alles.

Prinzipiell ist es natürlich zu begrüßen, dass Mercedes schon als zweites vollelektrisches Modell einen Raumgleiter mit einem Fokus auf berufliche Nutzung lanciert. Da bringt man das Elektrothema insgesamt flott voran. (Rudolf Skarics, 4.10.2020)