Gerade mit der Ausbreitung des Coronavirus florieren im Internet Falschinformationen. Im schlimmsten Fall können sie gefährlich sein.

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Der amerikanische Rapper Kanye West ist tot, bei einem tragischen Autounfall verstorben. Diese Meldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Netz. Und stellte sich nach wenigen Stunden als frei erfunden heraus. Nicht alles, was im Netz steht, stimmt auch.

Aber auch nicht alles, was als "Fake" betitelt wird, ist zwingend falsch: Gerade im Internet verschwimmen manchmal die Tatsachen. Fake-News, Falschnachrichten oder genauer: Gezielt zur Manipulation verbreitete Falschinformationen sind auf sozialen Medien keine Seltenheit. Ein Instagram-Bild mit angeblichen Fakten könnte genauso gut ein Unsinn sein wie der Link zu einem scheinbar seriösen Artikel auf einer Website.

Auch für die Verbreitung von Fake-News gibt es unterschiedlichste Gründe: Manche sollen gezielt zu politischer Manipulation beitragen, indem mit unbewiesenen Gerüchten Unsicherheit geschürt wird.

Andere sollen User mit vermeintlich spannenden Nachrichten auf Webseiten locken – um dann mit der dadurch gestiegenen Nutzerzahl mehr Werbung zu verkaufen und Geld zu verdienen. Manche Nachrichten sind komplett frei erfunden, andere Meldungen beziehen sich auf echte Nachrichten und verdrehen sie, indem sie diese um Falschinformation erweitern.

Vereinfachte Verbreitung

Gerade soziale Medien vereinfachen die Verbreitung von Fake-News: Falschinformationen beinhalten häufig Behauptungen, die enorm zugespitzt werden, um besonders viel Aufmerksamkeit zu generieren. Die Algorithmen der sozialen Netzwerke sind so aufgebaut, dass Beiträge, die besonders viele Aufrufe und Reaktionen schaffen – also beispielsweise Likes oder Kommentare – im Newsfeed verstärkt angezeigt werden.

Das sorgt dafür, dass solche Inhalte viral gehen – und kann gefährlich sein, wie die aktuelle Corona-Krise zeigt. Im Internet kursieren regelmäßig Falschbehauptungen rund um das Virus, die im schlimmsten Fall gesundheitliche Folgen haben könnten.

Beispielsweise wurde kolportiert, dass, wer zehn Sekunden die Luft anhalten könne, gesund sei, oder das Tragen von Masken zu Sauerstoffmangel führt. Als US-Präsident Donald Trump eine Falschmeldung aufgriff und verbreitete, wonach das Trinken von Desinfektionsmitteln vor Corona schütze, glaubten dies etliche Amerikaner – und landeten mit Vergiftungen im Spital.

Noch glaubhafter wirken Fake-News, wenn sie von Promis wie US-Präsident Donald Trump verbreitet werden. Der Kurznachrichtendienst Twitter unterzieht dessen Postings deshalb nun einem Faktencheck.
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Häufig werden auch wahre Thesen so verdreht, dass sie irreführend sind: Beispielsweise wurde die Behauptung verbreitet, Schwimmen im Pool töte das Coronavirus. Zwar stimmt es, dass Chlor Viren abtöten kann – allerdings nicht, wenn man sich bereits mit Covid-19, der Atemwegserkrankung, die durch das Virus entsteht, angesteckt hat, sondern nur, wenn sich die Viren auf der Haut befinden. Somit hat Schwimmen denselben Effekt wie die Hände zu waschen oder duschen.

Verschwörungsmythen

Aus manchen Fake-News entstehen ganze Verschwörungsmythen, deren Anhänger eine Weltverschwörung zu orten glauben. Wie Faktenchecker des International Fact-Checking Network in einer Analyse auf sozialen Medien herausfanden, sind oft Regierungs- und Gesundheitsbehörden im Fokus der Erzählungen.

Gleichzeitig sinkt das allgemeine Vertrauen in die Politik durch Politiker wie US-Präsident Donald Trump, der auf Twitter immer wieder Falschinformationen über das Coronavirus teilte, um seine politische Position zu bestärken.

Beispielsweise postete er ein Video einer Ärztin, die behauptet, dass Masken nicht vor Infektionen schützen würden. Dabei wurde deren Wirkung bereits besonders bei der Tröpfcheninfektion, die beim Sprechen oder Niesen passiert, belegt. Gleichzeitig nutzt Trump den Begriff Fake-News als politische Waffe, um kritische Berichterstattung zu diskreditieren.

Regeln für Medien

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Die publizistische Sorgfaltspflicht schreibt unter anderem vor, dass Medien den Inhalt, die Herkunft und den Wahrheitsgehalt von Nachrichten vor der Veröffentlichung prüfen müssen und dass die Informationen nicht mit einem abgeänderten Sinn wiedergegeben werden dürfen.
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In einer Zeit, in der Desinformation echte Nachrichten im Netz überdeckt und infrage stellt, wird die Rolle von Medien umso wichtiger: Deren Aufgabe ist es, fundierte und recherchierte Informationen zu liefern. Das soll gelingen, weil Journalisten sich an bestimmte Regeln halten müssen, die im Mediengesetz festgelegt sind.

Sie haben eine journalistische Sorgfaltspflicht. Das heißt, sie müssen Beiträge noch vor Veröffentlichung auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Auch müssen sie den Inhalt und die Herkunft der Infos kontrollieren und dürfen den Sinn nicht abgeändert wiedergeben.

Sie müssen Kommentare und Berichterstattung voneinander trennen und Gerüchte klar als solche benennen. Werbung muss deutlich gekennzeichnet werden. Die Arbeit von Medien in Österreich wird vom Presserat, einem Selbstkontrollorgan der Medien, überprüft. Allerdings haben seine Entscheidungen keine rechtlichen Auswirkungen.

Zusätzlich müssen sich Medien an das an das Medienrecht halten und sind für Verstöße vor Gericht belangbar. Verfolgt werden kann das – und das gilt für alle Webseiten –, weil sie auch online ein Impressum führen müssen, in dem jedenfalls der Inhaber des Mediums angeführt und eine Anschrift zu finden sein müssen.

Medien schaffen anhand ihrer Berichterstattung im Idealfall einen gemeinschaftlichen Informationsstand. Dieser wird allerdings durch Fake-News in Zweifel gestellt. Es ist deshalb wichtig, gerade auf sozialen Medien Behauptungen immer kritisch gegenüberzutreten – auch dann, wenn sie von bekannten Persönlichkeiten auf Youtube geteilt oder auf Whatsapp in Gruppen verbreitet werden. Besonders unseriöse Webseiten können leicht erkannt werden, da sie kein Impressum führen.

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Es ist nicht einfach herauszufinden, ob es sich bei Meldungen, die man auf Social Media erhält, um Fake-News oder wahre Berichte handelt. Am besten ist es, die Infos bei einem seriösen Medium noch einmal nachzuprüfen.
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Skeptisch sein

Die sozialen Netzwerke versuchen zwar, auch aufgrund öffentlichen Drucks, gegen die Verbreitung von Fake-News vorzugehen, indem sie etwa Seiten, die regelmäßig Falschinformationen verbreiten, sperren, doch trotzdem kursieren solche Inhalte immer wieder auf Instagram, Whatsapp und Co. Gerade bei besonders reißerischen Behauptungen empfiehlt sich ein Faktencheck – dafür reicht häufig eine einfache Google-Suche.


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So erkennst du Fake-News

Quelle

Check immer die Quelle einer Nachricht. Ist es ein Satiremedium? Hat es in der Vergangenheit schon einmal andere Fake-News publiziert? Wenn du die Seite nicht kennst, google sie. Vielleicht findest du von einer dir bekannten Seite Informationen. Pass auch auf, dass du auf der richtigen Webseite bist. Ist es die richtige Seite oder ein leicht abgeänderter Link, beispielsweise "derstandardatnews" statt "derstandard.at"?

Bilder

Oft zeigen Fake-News Bilder anderer Vorfälle, die eigentlich nichts mit dem Inhalt des gefälschten Berichts zu tun haben. Glücklicherweise bietet Google eine eigene Bildersuche an. Wenn dir also etwas suspekt vorkommt, kopiere das Foto verdächtiger Artikel oder Social-Media-Posts in die Bildersuche, um herauszufinden, ob es bereits anderswo online gestellt wurde.

Inhalte

Falls du dir unsicher bist, wenn du etwas auf einer unbekannten Seite oder in einem Beitrag in Social Media liest, such nach einer alternativen Quelle. Wurde das schon einmal auf einer anderen Seite veröffentlicht, und wenn ja, von wem? Vor allem bei Studien werden Ergebnisse manchmal nicht korrekt oder übertrieben wiedergegeben.

Melden

Hast du Fake-News als solche identifiziert? Ein beliebter Distributionskanal sind soziale Medien, zum Beispiel Facebook oder Instagram. Melde solche Beiträge einfach. Die meisten Netzwerke geben gefälschte Nachrichten mittlerweile als Löschungsgrund an. Du bekommst meist auch Feedback, falls ein Posting aufgrund des Hinweises, den du gegeben hast, von der Plattform entfernt wurde.

Videos

Wenn jemand in einem Video etwas Fragwürdiges sagt, lohnt es sich, den Inhalt zu recherchieren. Bei Fake-News werden häufig aber auch Clips, die etwas darstellen sollen, in einem falschen Zusammenhang gezeigt. Hier eignet sich das Online-Tool Youtube Data Viewer, welches erlaubt, Links einzufügen. Damit lässt sich auch herausfinden, ob das Video anderswo schon einmal im Netz war.

Titel

Klingt eine Überschrift unrealistisch? Dann ist sie das meistens auch. Reißerische Titel sind eines der beliebtesten Mittel bei Fake-News. Sie bringen Klicks, was neben politischen Zielen ein häufiges Motiv ist. Oft reicht es schon, den Titel einer solchen Meldung zu googeln. Falls nur dubiose Seiten aufscheinen, handelt es sich vermutlich um einen Fake.

Information

Teilt jemand von deinen Schulkollegen und/oder Freunden in sozialen Medien Fake-News? Informiere sie am besten. Sei freundlich, denn die Person ist irregeführt worden, aber verweise auf deine Informationen. Bei öffentlichen Diskussionen mit Fremden lohnt es sich häufig, einfach einen Beitrag, der Fake-News verbreitet, zu melden. (Muzayen Al-Youssef, 24.10.2020)