Youtube-Star Lisa Thoma (30) liebt Glitzer, Einhörner und alles, was flauschig ist. Ihr Arbeitsplatz ist ihr Zuhause. In einem Zimmer hat sie ihr Foto- und Filmstudio eingerichtet. Vor der bunten Leinwand werden vor allem Insta-Bilder geshootet. Zwischendurch kuschelt sie mit Hündin Chewy.

Foto: www.stefanjoham.com

Stell dir vor, du bekommst Kleidung geschenkt, die es noch nicht im Laden zu kaufen gibt, oder du wirst in Hotels eingeladen, die sonst ein Vermögen kosten. Dann machst du nur noch ein paar hübsche Fotos davon – und bekommst dafür noch richtig viel Kohle obendrauf. Ein Traumjob ohne viel Anstrengung! Möchte man meinen. Doch um als Influencer wirklich erfolgreich zu sein, braucht es mehr. Und extrem viel Ehrgeiz.

Ein 60-Stunden-Job

Eine, die ihren Ehrgeiz bewiesen hat, ist Lisa Thoma aus Wien. Die 30-Jährige ist mit ihren Bastelanleitungen auf den Youtube-Kanälen "Meine Version" und "Cute Life Hacks" zu den erfolgreichsten Influencern Österreichs geworden.

Ihr Arbeitszimmer gleicht einem Shop für Partyartikel: glitzernde Accessoires, flauschige Stofftiere, pinke Deko-Elemente. In der Mitte des Raums ein Tisch, davor Kameras, Stative und Lichttechnik. "Wenn du auf Youtube groß werden willst, müssen deine Videos professionell gemacht sein", sagt sie. Die ersten DIY-Videos produzierte Lisa vor vier Jahren. Damals hatte sie noch keine Ahnung, wie man filmt, Videos schneidet oder schöne Vorschaubilder für Youtube erstellt. Mittlerweile hat sie sich das Know-how mithilfe von Tutorials erarbeitet.

Vor Lisas Basteltisch stehen mehrere Kameras, Mikros und Lichttechnik. Das Video soll am Ende perfekt sein.
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Influencer über Nacht

Youtuber sein bedeutet viel Arbeit, Lisa möchte da gar nichts schönreden: "Ich wende sicher 60 Stunden pro Woche auf." Denn neben aufwendigen Videos und Fotos, die Lisa täglich für Youtube und Instagram produziert, herrscht in der Branche ein unglaublicher Druck. Man muss immer schneller und besser sein als die anderen. Wenn man das schafft, kann man gutes Geld mit Social Media verdienen. Lisa kann von ihrem Verdienst mit Youtube-Werbung, Kooperationen und Produktplatzierungen von Firmen mittlerweile leben.

Im Gegensatz zu Lisa, deren Bekanntheit über die Jahre langsam wuchs, wurde Hanna Niedrist (@austriasginger) aus Wien per Zufall und quasi über Nacht zur Tiktok-Berühmheit: "Ich wollte eigentlich gar nicht Influencerin werden", sagt sie. Die 19-Jährige hat vor zwei Jahren auf Tiktok (damals noch "musical.ly") ein Tanzvideo von Baby Ariel nachgeahmt. "Viele User fanden meinen Style Scheiße, es gab etliche Hasskommentare." Eigentlich nicht so schön, doch in diesem Fall bescherte ihr der Shitstorm 80.000 neue Follower. Plötzlich wurde Hanna auf der Straße angesprochen, und auch die Fangemeinde auf Instagram (22,6 k Follower) wuchs. Wie das geht? Der "For You Feed" auf Tiktok zeigt Usern auch Videos von Profilen an, denen man nicht folgt.

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Der Wurstel-Prater in Wien ist die perfekte Location für Influencer. Hier gibt es viele Spots für coole Insta-Pics.
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Auch der Arbeitsaufwand für die kurzen Tiktok-Videos (15 bis 60 Sekunden) ist vergleichsweise gering. Hanna benötigt für die Produktion eines Beitrags manchmal nur wenige Minuten: "Da rede ich irgendwas und erreiche 100.000 Menschen damit." Hanna arbeitet nicht nach Strategie: "Mir geht es nicht um Fame, ich mache das, was Spaß macht." Genau wie Lisa ist auch Hanna bei der Influencer-Agentur Diego 5 unter Vertrag. "Ich habe schon einige Kooperationen mit Firmen gemacht, davon leben kann ich aber nicht", sagt sie. Eine fundierte Ausbildung ist ihr wichtig, sie will auf die Uni. Momentan jobbt sie in einer Anwaltskanzlei. Tiktok sei ein guter Einstieg, um sich als Influencer zu versuchen. Ihr Tipp: "Einfach machen!" Hat man Glück, geht ein Video viral – und man wacht als Social-Media-Star auf.

Als wir mit Hanna im Prater Fotos machen, wird sie immer wieder von jungen Fans angesprochen. Ihr Wunsch: Ein Selfie mit dem Idol.
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5 Tipps für alle, die Influencer werden möchten:

Tiktok-Challenge

Eine gute Möglichkeit, neue Follower zu bekommen, ist die Tiktok-Challenge. Indem du ein Video zu einem Trend machst, wirst du automatisch sichtbarer.

Ringlicht

Ein Ringlicht sorgt dafür, dass du auf Fotos oder in Videos gleichmäßig hell ausgeleuchtet wirst, egal zu welcher Tageszeit. Das weiche Licht lässt Hautunreinheiten verschwinden und deine Augen strahlen. Kosten: ab 20 Euro.

Stativ

Wenn du Unpacking-, DIY- oder etwa Yogavideos produzierst, wirst du merken, dass du entweder einen Kameramann oder ein Stativ brauchst. Flexible Stative sind besonders praktisch, sie lassen sich etwa an Regalen oder Straßenlaternen befestigen. Dazu noch ein Selbstauslöser – und schon hast du das perfekte Bild für deinen Feed. Kosten: ab 10 Euro.

Uhrzeit

Die beste Zeit, um Fotos und Videos auf Instagram zu posten, ist dann, wenn deine Follower online sind. Kommen diese aus Österreich, so ist das aktuell morgens um 8 Uhr, mittags und dann wieder abends gegen 20 Uhr. Schau dir Statistiken an und beobachte genau, wann deine Beiträge am besten gehen.

App-Tipp

Die noch recht unbekannte App "Makaron" eignet sich ganz wunderbar, um auch ohne Photoshop-Skills außergewöhnliche Effekte auf deine Bilder zu zaubern. Mit nur einem Klick kannst dich selbst oder Gegenstände freistellen und vor einen passenden Hintergrund setzen. Kosten: gratis, Pemiumversion 8,49 Euro pro Monat.