Kennt sich aus mit Fußball: Martin Pucher.

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Mattersburg – Martin Pucher, Exchef der Mattersburger Commerzialbank, ist laut eigener Aussage ein Toto-Millionär. Wie zunächst die "Krone" (Montag-Ausgabe) aus einem Einvernahmeprotokoll berichtete, gab Pucher an, allein vor 1999 rund 60 Millionen Schilling im Fußball-Wettspiel gewonnen zu haben. Insgesamt habe er rund sieben Millionen Euro im Toto gewonnen, gab der Expräsident des Fußball-Bundesligisten SV Mattersburg an.

Angelegt in Immobilien und Sparbücher

Pucher sagt aus, dass er mit "System" und "Fußballkenntnis" getippt habe. Die Gewinne habe er in Immobilien und anonyme Sparbücher veranlagt. Aus dem Einvernahmeprotokoll, das dem STANDARD vorliegt, erschließt sich, dass der Burgenländer 1988 mit einem Freund eine Spielergemeinschaft eingegangen sei. Mit ihm habe er "sehr intensiv" Toto System gespielt, daraus hätten die Gewinne resultiert. Er, Pucher, schätze die Gesamtgewinnsumme bis zum Jahr 1999 auf rund 60 Millionen Schilling. Nach 1999, als sich die Gewinnsummen reduziert hätten, habe er nur "noch allein und selektiv und nur bei Jackpots Toto und Lotto gespielt", ab 2015 gar nicht mehr.

Woher er das Geld für die Erst-Einsätze gehabt habe? Die seien zunächst von ihm beziehungsweise seinem Freund gekommen, danach habe man die erzielten Gewinne eingesetzt. Geld aus der Bank sei nicht ins Spielen geflossen, beteuerte der Beschuldigte, der riesige Malversationen gestanden hat und für den die Unschuldsvermutung gilt. Wobei der Exbanker einräumt: "Sollte ich kurzfristig Gelder der Commerzialbank für die Gewinneinsätze verwendet haben, wurden diese wieder zurückbezahlt, erinnern daran kann ich mich nicht. Jedenfalls ist der Bank dadurch kein Schaden entstanden."

Mit Gewinn in die Bank eingekauft

Die Gewinne hätten sich sein Freund und er geteilt, Pucher schätzt, dass er um sieben bis acht Millionen Schilling (sic) Grundstücke gekauft habe. Den Rest des Geldes habe er auf mehreren anonymen Sparbüchern deponiert und auf dem Girokonto seiner Frau.

Zudem hat sich Pucher laut seiner Aussage 1.500 Aktien der Commerzialbank gekauft – wobei die Hälfte davon treuhändig namens seiner Frau von einem Anwalt erworben worden sei. Es könne auch sein, dass Teile des Gewinnes in den SV Mattersburg und für Zinszahlungen in die Bank geflossen seien.

Ehefrau hatte gute Tipps

Die Anforderungen für die Gewinnauszahlung wurden offenbar öfter von Puchers Frau gestellt – warum? Pucher zu den Ermittlern: "Weil ich sie sehr häufig nach Tipps gefragt habe und sie oft recht damit hatte."

Im Lauf der Befragung wurde die Gewinnsumme höher. Denn, so gab Pucher an, er habe 1999 bis zu seinem Schlaganfall im Jahr 2015 bei seinen "selektiven Spielen" auch mehrmals hohe Gewinne in der Gesamtsumme von 2 bis 2,5 Millionen Euro gemacht. Die müsse man noch zu den 60 Millionen Schilling der Spielergemeinschaft hinzurechnen, woraus sich die oben genannten rund sieben Millionen Euro ergeben.

Pucher steht bei seinem Privatkonkurs laut eigenen Angaben Passiva in Höhe von rund 65 Millionen Euro gegenüber. Er war nach dem Auffliegen des Bilanzfälschungsskandals als Chef der Commerzialbank zurückgetreten. Laut letzten Schätzungen beträgt der Schaden bis zu 690 Millionen Euro. Der von der Bank großzügig unterstützte SV Mattersburg musste Konkurs anmelden und verschwand damit aus der Bundesliga. (gra, APA, 28.9.2020)