Malerin und Mutter: Luksch-Makowsky zeigt sich hier in beiden Rollen.

Foto: Belvedere Wien

"Russland ist des Trunkes froh, ohne ihn können wir nicht leben", lautet der Titel einer Gouache von 1908, auf der einander einige berauschte Männer die jeweiligen bärtigen Antlitze polieren. Die Zeichnung ist eine Studie für einen Lubok, einen Volksbilderbogen. Nach 1907 begann sich Elena Luksch-Makowsky verstärkt mit ihrer russischen Identität auseinanderzusetzen und griff auch die lange Tradition der Lubki, der Volksbilderbögen, (oftmals kolorierte) Druckgrafiken auf, wobei sie diese um zwei Jugendstile erweiterte: den russischen, Silver Age genannten und den der Wiener Secession.

1908 hatte Luksch-Makowsky, der im Rahmen der Reihe Im Blick im Oberen Belvedere eine Personale, zusammengestellt aus Werken aus der Sammlung, gewidmet wird, bereits viele Stationen hinter sich: München, Dachau, wo sie Richard Luksch heiratete, Wien und Hamburg, wo sie 1967 starb. Von "Mother Russia" fühlte sich das 1878 in Sankt Petersburg in eine gutsituierte Künstlerfamilie hineingeborene Talent entwurzelt, deswegen auch die Hinwendung zum Folkloristischen, zur Heimat.

Bemerkenswerte Themen

Wer Luksch-Makowsky war, davon vermag die Ausstellung ein eindringliches Bild zu vermitteln. Manchmal sogar eindringlicher als Luksch-Makowskys eigene Bilder, die sehenswert sind, einen aber aufgrund der malerischen Mittel nicht gerade vor Staunen in die Knie zwingen würden.

Natürlich war Luksch-Makowsky eine gut ausgebildete und gekonnte Malerin und Bilderhauerin, doch sind es eher die Themen, die sie behandelt, die heute noch bemerkenswert sind: So zeigt sie sich in einer Keramik als Schwangere oder im Gemälde Ver Sacrum mit ihrem jungen Sohn Peter. Wie ein übermächtiger Schatten hält sie, dunkel in den Malerkittel gehüllt, das schutzlose, entblößte, weiß-strahlende Kind ins Bild – ein sehr ungewöhnliches Motiv, das Kokoschka und Schiele nachhaltig beeindruckte.

Selbstbewusst und beneidet

Sie dürfte eine von Selbstbewusstsein strotzende Frau gewesen sein, die – auch aufgrund der finanziellen Unterstützung ihrer eigenen Frau Mama – Mutterschaft und die Arbeit als Künstlerin unter einen Hut bekam, sich nicht auf eine der beiden Rollen reduzieren ließ. Von vielen wurde Luksch-Makowsky beneidet, weil sie in ihrer Jugend in Sankt Petersburg an der Akademie Malerei studieren konnte, während selbiges Frauen in Wien zu dieser Zeit noch nicht möglich war.

Die erwachende Sexualität thematisiert Elena Luksch_Makowsky im Bild "Adolescentia" von 1903.
Foto: Belvedere Wien

Zwar war Luksch-Makowsky im Gegensatz zu ihrem Mann kein Mitglied der Wiener Secession, stellte aber in mehreren Ausstellungen aus: zum Beispiel als einzige Frau in der Beethoven-Ausstellung, zu der sie drei Wandreliefs beisteuerte. Sie verwirklichte kunsthandwerkliche Aufträge im Rahmen der Wiener Werkstätte, soll auch bei der Ausstattung des Palais Stoclet und dem Cabaret Fledermaus involviert gewesen sein, war sowohl im zaristischen Russland als auch hierzulande bekannt und respektiert, bevor sie in Vergessenheit geriet.

Respektabel ist auch die Forschungsarbeit, die Kurator Alexander Klee investiert hat, um historische Lücken zu füllen und Luksch-Makowsky in dieser kleinen Ausstellung greifbar zu machen: als Künstlerin, als Kosmopolitin, als Frau, die ihrer Zeit voraus war. (Amira Ben Saoud, 29.9.2020)