Die Welt des Bankings habe sich verändert, sagt Thomas Schaufler.

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Als im März das Wort Lockdown durch die Luft schwirrte, war das auch für Banken eine herausfordernde Zeit. Die kurzfristige Angst ums Bargeld hat dazu geführt, dass am 13. März – also am Freitag vor der Schließung der Geschäfte – sich viele Menschen Geld von der Bank abgeholt haben. "Die vierfache Geldmenge als sonst wurde benötigt, um dem Bedarf der Kunden nachzukommen", gibt Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Group einen Einblick in die hektischen Tage rund um den Lockdown.

Es sei dabei nie ein Problem gewesen, genug Bargeld vorrätig zu haben. Aber die Logistik, die hinter der Bargeldbelieferung steht, sei sehr gefordert gewesen. Manche Kunden wollten ihre gesamten Einlagen abheben. Schaufler berichtet von einer Frau, die 40.000 Euro beheben wollte. Auf die Frage, was sie denn daheim damit mache, weil ja eh keine Geschäfte offen haben, habe sie sich beruhigen lassen und weniger behoben. In anderen Filialen wurden – wie sonst auch – Bausparer abgeschlossen, und der Betrieb war normal wie immer.

Nach dem 13. März wurde es still in den Filialen. Die Kunden sind auf die Online-Dienste ausgewichen. Während auf der Erste-App George an normalen Tagen bis zu 3000 Logins verbucht werden, waren es in den Lockdown-Tagen bis zu 1,6 Millionen.

Hilfen und Stundungen

Gefordert sei man gewesen, weil plötzlich vieles anders war. Kurzarbeit und Jobverlust hat viele Kunden betroffen. 41 Millionen Euro wurden bei der Erste Group im Rahmen der beiden Moratorien bisher gestundet. Das betrifft rund 40.000 Kunden. 31 Millionen Euro wurden rund 10.000 Kunden ohne Moratorium gestundet. Die Rahmenerhöhungen belaufen sich auf 184 Millionen Euro.

Vor allem die Nachfragen und Hilfeleistung rund um die aufgelegten Förderprogramme für Ein-Personen-Unternehmen und kleinere Selbstständige sei enorm gewesen. Während man in normalen Tagen fünf bis sechs Anträge für Haftungen oder AWS-Förderung hatte, waren es in den ersten Corona-Wochen bis zu 100 an einem Tag.

Verschärft sich die Lage weiter, geht Schaufler davon aus, dass die Insolvenzen Ende des Jahres bzw. im ersten Quartal 2021 zunehmen. Dann werden Non-Performing-Loans für die Banken Thema. Rückstellungen dafür wurden gebildet. Schaufler geht davon aus, dass sich stark betroffene Branchen, wie etwa der Tourismus, mit dem nächsten Sommer wieder normalisieren.

Die Form des Bezahlens hat sich rasch geändert. Vom Bargeld wurde losgelassen, der Anteil an Karten- und Kontaktloszahlungen ist um 38 Prozent gestiegen – auch, weil die Summe beim Kotaktloszahlen auf 50 Euro erhöht wurde.

Die geplanten Anschaffungen wurden zu einem Großteil trotz Corona umgesetzt. 57 Prozent der Österreicher haben laut Erste-Erhebung den geplanten Kauf von Auto, Möbel und Haushaltsgeräten umgesetzt. 30 Prozent haben diese Ausgaben vorerst zurückgestellt, 13 Prozent verworfen. Am geplanten Kauf oder Bau eines Eigenheims haben 64 Prozent festgehalten, 27 Prozent haben ihre Pläne auf Eis gelegt und neun Prozent verworfen. Dementsprechend waren und sind Wohnkredite weiter gefragt. Das Neugeschäft für Konsumkredite entwickelt sich jedoch rückläufig.

Weltsparwochen

Um die Tradition des Weltspartags am Leben zu halten, gibt es heuer zwei Weltsparwochen. Das soll sicherstellen, dass die Kundenfrequenz in den Filialen nicht zu hoch wird. Was sich auch zeigt ist, dass trotz nicht vorhandener Zinsen das Sparbuch das liebste Buch der Österreicher bleibt. Aber auch Wertpapiere und Gold werden verstärkt nachgefragt. (bpf, 29.9.2020)