Michael Ritsch hat es geschafft. Das Rennen um den Bregenzer Bürgermeistersessel war für ihn allerdings ein Dauerlauf: Schon zum vierten Mal trat der 52-Jährige gegen den langjährigen ÖVP-Bürgermeister Markus Linhart an. Vor mittlerweile 15 Jahren kam es schon einmal zur Stichwahl. Am Sonntag fuhr Ritsch 352 Stimmen mehr als Linhart ein.

Michael Ritsch ist der erste SPÖ-Bürgermeister von Bregenz seit 1990.
Foto: Marcel Mayer

Nicht nur deswegen kann man den ehemaligen Gendarmeriebeamten als Marathonmann bezeichnen. Denn neben den verlorenen Wahlen gegen Linhart musste Ritsch in der Vergangenheit auch auf Landesebene herbe Verluste einstecken. Er blieb dennoch knapp zehn Jahre lang Chef der SPÖ im Ländle. Ende 2016 trat er aus gesundheitlichen Gründen zurück: Zwei Bandscheibenprothesen wurden eingesetzt. Spätestens als er 2019 auch noch die Klubleitung unfreiwillig abgeben musste, war klar: Ritsch widmet sich nun seinem Traum, Bregenzer Bürgermeister zu werden.

Überzeugter Sozialdemokrat

Den Weg dorthin dokumentierte Ritsch ausgiebig auf Facebook und Instagram. Schon im Sommer 2018 veröffentlichte er erste Videos unter #Michi2020. Wer sich durchs Archiv klickt, merkt schnell, dass Ritsch auch über sich selbst lachen kann – etwa wenn er, eine Flasche Wein trinkend, üble Postings über sich selbst vorliest. Oder wenn er ausprobiert, wie viele Klimmzüge er in 20 Sekunden schafft (neun). Außerdem ließ er Zuseher auch an seinem Privatleben teilhaben – beim Gartenfest mit Freunden, beim A-ha-Konzert in Mannheim oder als er im Fasching 2015 als Conchita Wurst verkleidet im Festspielhaus ein Ständchen sang.

Besonders wichtig waren Ritsch im Wahlkampf Themen, die man zunächst bei den Grünen vermuten würde: von Parkgebühren, die er abschaffen will, bis zur Verkehrsplanung, "um den Menschen und den Fahrradfahrern Bregenz zurückzugeben".

Dabei beschreiben ihn Abgeordnete anderer Parteien im Landtag, wo Ritsch seit 2004 Abgeordneter ist, als überzeugten Sozialdemokraten, mit dem über Parteigrenzen hinaus gut zusammengearbeitet werden könne. Die "rhetorische Wunderwaffe", wie ihn einer bezeichnet, wird im Landtag künftig fehlen: Bürgermeister sei eben ein "Fulltime-Job", begründet Ritsch seinen Rückzug.

Kurze Pausen im neuen Job könnte der Vater zweier Töchter beim Milchpilz-Imbiss verbringen – hier trinkt Ritsch gerne eine Bananenmilch zu seiner Spezialsemmel. Dass daneben die Autos vorbeidonnern, soll mit ihm als Bürgermeister bald Geschichte sein. (Lara Hagen, 28.9.2020)