Während das konventionell angetriebene Auto in der Krise steckt, legen die Verkäufe von E-Autos immer weiter zu. Auch in Österreich. Bei uns ließ der gesamte Pkw-Markt von Jänner bis August 2020 um 33,2 Prozent nach, während die E-Autos um mehr als neun Prozent zulegten. Die Gründe dafür sind bekannt. Die Corona-Krise hat die Neuwagenverkäufe zurückgehen lassen, Werke und Geschäfte waren geschlossen, die Unsicherheit ist anhaltend. Da griffen einige lieber zum Gebrauchtwagen – dort stiegen die Preise heuer – oder gleich zum E-Auto. Da ist zum einen das ökologische Gewissen, zum anderen die E-Mobilitätsförderung der Bundesregierung.

Jobverlust durch Import

Und noch einmal Politik: Durch die neuen Flottenziele, die Autohersteller einhalten müssen, wollen sie Strafzahlungen umgehen, sind sie regelrecht gezwungen, E-Autos zu verkaufen. Obschon, ganz wohl war den Autobauern dabei Anfang des Jahres nicht. Kam da doch die "Nationale Plattform Zukunft der Mobilität", eine von der deutschen Bundesregierung eingesetzte Kommission, zu dem Ergebnis, dass Elektroautos allein in Deutschland bis zu 410.000 Jobs kosten könnten – vor allem dann, wenn die deutsche Industrie bei der Elektromobilität in den kommenden Jahren weiter hinterherhinke und der Import von Batterien wie auch von E-Autos weiter steige. Betroffen wären demnach also nicht nur Autohersteller, sondern auch Zulieferbetriebe.

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Einen Verlust von bis zu 410.000 Jobs allein in Deutschland befürchtete man zu Jahresbeginn wegen des E-Autos. Die Boston Consulting Group hat errechnet, dass bei der Produktion von E-Autos nur ein Prozent der Arbeitsstunden weniger anfällt.
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Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt nun eine Studie der Boston Consulting Group (BCG). Die geht davon aus, dass durch die Umstellung der Produktion von konventionell angetriebenen hin zu E-Autos die Anzahl der Arbeitsstunden nur um ein Prozent niedriger liege. "Das bedeutet, dass viele Arbeitsplätze nicht wegfallen, sondern eher neu geschaffen werden müssen, da sich die Profile in der Produktion verändern."

Änderung bei den Zulieferbetrieben

Die Verschiebung am Arbeitsmarkt geht weg von Verbrennungsmotor samt Abgasanlage und Abgasreinigung vor allem hin zur Batterieproduktion. Da E-Motoren und Getriebe für E-Autos einfacher herzustellen sind, fallen in der Motorenproduktion Arbeitsplätze weg. Die Arbeitsleistung des Autoherstellers würde laut der Studie von 46 auf 40 Prozent sinken, die des Hauptzulieferers von 54 auf 45 Prozent. 15 Prozent entfallen der Studie entsprechend künftig auf den E-Antrieb mit der Batterieproduktion, dem E-Motor, Getriebe und der Steuerungselektronik. "Alle anderen Unterschiede sind minimal, sei es in der Komponentenfertigung oder dem letztlichen Zusammenbau des Autos."

Virtual Vehicle in Graz forscht an autonom fahrenden Autos und hat virtuelle Prüfstände in Betrieb – und sitzt so auf Auto-Zukunftsthemen, die nicht am konventionellen Antrieb hängen.
Foto: Guido Gluschitsch

Die Boston Consulting Group geht davon aus, dass sich der Anteil der E-Autos bis 2030 auf fast ein Fünftel des Gesamtmarkts erhöhen wird. Entscheidend dafür, wo neue Arbeitsplätze entstehen und wo welche wegfallen, dürfte der Studie zufolge also sein, wo die Batterieproduktion und die Entwicklung wie die Herstellung der Leistungselektronik stattfindet. Derzeit ist die Entwicklung und Produktion fest in asiatischer Hand.

Batterieproduktion in Deutschland

Doch das könnte sich in naher Zukunft ändern. Bereits nächstes Jahr soll in Leipzig ein Werk für Batterien der BMW-Gruppe eröffnet werden. Das bereits geschlossene Werk von Daimler und Evonik in Kamenz wurde wieder hochgefahren. Volkswagen plant, mit 1.000 Mitarbeitern in Salzgitter Batterien zu produzieren und auf dem Gebiet auch zu forschen. In Kaiserslautern, am Opel-Standort, soll eine Batteriezellenfertigung entstehen, an der ein Konsortium beteiligt ist, das aus der Opel-Mutter PSA und der Total-Gruppe besteht. 2024 soll das Werk in Betrieb gehen, rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigen und eine Million Batterien pro Jahr herstellen. Und dann ist da ja noch die Gigafactory von Tesla in Grünheide mit geplanten 40.000 neuen Mitarbeitern.

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Für die Gigafactory in Grünheide sucht Tesla aktuell angeblich 40.000 Mitarbeiter.
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In Österreich hat sich AVL bereits auf das Thema gesetzt und eines der modernsten Batterieprüflabore Europas in Betrieb genommen, das oberösterreichische Familienunternehmen Miba hat sich auf Hochleistungswiderstände konzentriert und sich für die E-Auto-Branche gerüstet. Nicht vergessen darf man auch Virtual Vehicle in Graz, auch wenn das Unternehmen nicht explizit auf E-Autos setzt, dafür aber bei den Zukunftsthemen autonomes Fahren und virtuelle Prüfsimulationen international gefragt ist. (Guido Gluschitsch, 29.9.2020)