Toni Buzančićs Lokal-Empfehlungen:

Café Libelle, Schlachthausgasse 24, 1030 Wien

Kaffee Alt Wien, Bäckerstraße 9, 1010 Wien

Restaurant Rossini, Schönlaterngasse 11, 1010 Wien

Foto: Heribert Corn www.corn.at

War früher alles besser? Wie läuft es seit Ende des Lockdowns? Wie haben sich die Gäste verändert, und wie steht es um Wien? Wie haben drei Gastronomen befragt, die seit Jahrzehnten ein Lokal betreiben. Lokaltipps gaben sie auch.

"Vor 25 Jahren platzte mein Lokal zur Sperrstunde aus allen Nähten. Und die war immerhin um vier Uhr in der Früh. Danach sind die Leute dann noch zur Gräfin vom Naschmarkt oder ins Bane's. Das ist längst vorbei. Ob mir diese Zeiten fehlen? Oh ja, und wie! Früher war alles anders. Es war gemütlicher, schöner, die ganze Atmosphäre war eine andere, es steckte mehr Power drin, die Leute gaben mehr Geld aus. Der Schmäh war präsent. Wie soll ich sagen? La bella vita! Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche. Ich bin ein alter Hase in der Wiener Gastronomie. 1984 arbeitete ich in einem Restaurant namens Stella di Mare, von 1987 bis 1995 im Kaffee Alt Wien, seither im Panigl. Hier bin ich Chef.

Warum heute alles anders ist? Gute Frage. Es liegt wohl am Generationenwechsel, und ich kann sagen, dass ich den gut über die Bühne gebracht habe. Das Geschäft läuft noch, auch wenn ich mich mehr reinknien muss als früher.

Zu mir kommen heute auch viele jüngere Leute. Die sind anders drauf. Die bleiben nicht bis vier in der Früh. Sie schauen auch mehr auf ihr Smartphone als auf die anderen Leute. Mein Gott, was wurde seinerzeit geflirtet! Wie gern hätte ich noch einmal so eine Nacht wie in den 90er-Jahren. Das Rauchverbot war natürlich auch so eine Geschichte. Raucher sind Gäste, die gemütlich sind, konsumieren und tratschen.

Politik ist wie ein Theaterstück

Bis vor einiger Zeit hatte ich noch Angestellte. Das hat sich mit Corona aufgehört. Die zweimal 500 Euro, die ich bekommen habe – was sollen die schon helfen? Ich habe Danke gesagt, aber wenn ich ohne dieses Geld nicht überleben kann, dann schaff ich es sowieso nicht. Während des Lockdowns habe ich zum ersten Mal in meinem Leben für zwei Monate nichts gearbeitet.

Jetzt schupf ich den Laden mehr oder weniger allein. Jeden Tag, außer am Sonntag. Da will ich keine Verpflichtungen haben. Der Sonntag ist mir heilig, der gehört dem Herrn, wenn Sie wissen, was ich meine. Und überhaupt diskutiere ich nicht gern über Politik, die ist für mich wie ein Theaterstück, das durchgezogen wird.

Aber man kann unterm Strich schon sagen, dass sich die Stadt Wien in einigen Bereichen sehr gut entwickelt hat. Sie ist sicher, sauber, die Infrastruktur ist gut. Wien wurde zu einer Weltstadt.

Auch gastronomisch hat sich viel getan, es fragt sich halt, wie man die Balance halten kann. Es gibt einfach zu viele Lokale, das eine sperrt auf, das andere sperrt zu, und die Leute bekommen das gar nicht mehr mit. Das scheint normal geworden zu sein. Ich sehe das als ungesunde und sehr inflationäre Entwicklung für unsere Branche. Auch das war früher anders.

Ich denke schon, dass es so traditionelle Lokale wie meines weiterhin geben wird. Wir sind ja Institutionen. Aber viele andere Lokale werden sterben. Und wer weiß, was passiert, wenn wir noch einmal zusperren müssen." (Michael Hausenblas, Magazin "Leben in Wien", 2.10.2020)

Das Gespräch wurde noch vor Ankündigung der Registrierungspflicht in Lokalen geführt.

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DER STANDARD