Die Österreicher haben in Sachen Krisensicherheit mehr Vertrauen in Gold als in Immobilien.

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Wien – Würden alle Österreicher ihre Goldreserven zusammenlegen, käme das dem Gewicht eines vollgetankten Airbus A380 gleich. 561 Tonnen Gold im Wert von knapp 30 Milliarden Euro befinden sich hierzulande in privaten Händen. Es geht dabei um Goldbarren oder Goldmünzen, Goldschmuck ist nicht eingerechnet. Das ergab eine Studie vom Meinungsforschungsinstitut Karmasin Research im Auftrag des Edelmetallhändlers Philoro. Erfragt wurden die Motive, in Gold zu investieren, die diesbezüglichen Erfahrungen und das Vertrauen im Vergleich zu anderen Anlagemöglichkeiten.

Ein Zahlenspiel: Zerlegt man diesen "goldenen Airbus" in die Einzelteile und verteilt diese in jenen Teilen der Bevölkerung (über 18 Jahre), die in Gold investiert hat, besäße jeder rund ein halbes Kilo Gold. Auf rund 1,2 Millionen Menschen kämen dann 468 Gramm, um genau zu sein. Ein Vergleich zum Staat: Die Nationalbank besitzt mit 280 Tonnen Gold nur etwa die Hälfte von dem, was die Österreicher ihr Eigen nennen.

Großes Vertrauen in Gold

Hätten die mehr als 2.000 Teilnehmer der Umfrage einen großen Geldbetrag zur Verfügung, den sie beliebig investieren könnten, würden sich 44 Prozent für Gold entscheiden. Nur Immobilien liegen mit 49 Prozent vor dem Edelmetall. An dritter Stelle kommt das Sparbuch und danach Fonds, Anleihen und Aktien. Nun gilt Gold grundsätzlich schon als krisensichere Anlageform, Corona hat dieses Vertrauen allerdings noch einmal gestärkt. In Sachen Krisenresistenz, Wertbeständigkeit und Sicherheit haben die Befragten das meiste Vertrauen in Gold. Überdies ließe sich Gold schnell in Bargeld umwandeln. Und auch der haptische Faktor, also dass man es angreifen kann, spielt eine zentrale Rolle.

Das machte sich während des vergangenen Jahres bei Philoro bemerkbar. "Wir blicken auf das erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte. Der Umsatz hat sich beinahe verdoppelt und wird heuer 1,2 Milliarden Euro betragen", sagt Philoro-Geschäftsführer Christian Brenner. Während und nach dem Lockdown im Frühjahr hätten sich die Tagesaufträge mehr als verzehnfacht.

Optimistische Händler

Anfang August stiegt der Goldpreis auf ein Allzeithoch: Eine Unze kostete 1.737 Euro. Mittlerweile korrigierte der Preis wieder etwas nach unten, nichtsdestotrotz stieg der Goldwert im Vergleich zum Jahresbeginn um rund 25 Prozent. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Wer im Lockdown zu Gold gegriffen hat, konnte rund 20 Prozent Gewinn je Feinunze (31,1 Gramm) verbuchen.

Somit liegt es in der Natur der Sache, dass Edelmetallhändler Brenner Zuversicht versprüht für eine langfristige positive Entwicklung des Goldpreises: "Wir erleben die tiefste Rezession seit Jahrzehnten. Vertrauen und Optimismus in die Wirtschaft sind im Augenblick schwer angeschlagen, und das Zinsniveau dürfte ohne Aussicht auf Besserung niedrig bleiben", begründet er seine Einschätzung.

1.000 Monate bis zum Goldbarren

Von dieser Entwicklung will Philoro profitieren und bringt Anfang Oktober einen Goldsparplan auf den Markt. Ein Sparbuch für Gold sozusagen. Mit diesem sollen potenzielle Goldkäufer erreicht werden, die keine großen Summen zur Seite legen können – ab 50 Euro im Monat kann man Miteigentum an Gold erwerben und sich dieses Gold auch jederzeit physisch oder in Bargeld auszahlen lassen. Wer den Mindestbetrag einzahlt und dennoch damit liebäugelt, einen eigenen Barren zu stemmen, braucht einen langen Atem. Bei 50 Euro dauert das nämlich etwas mehr als 1.000 Monate.

Philoro ist einer von rund zehn Edelmetallhändlern, die die Lizenz der Combibarren, auch Tafelbarren genannt, verwenden. Damit können kleinere Goldeinheiten gekauft werden. Kunden erhalten teilbare Goldstücke und können beim Verkauf flexibler agieren, weil nur ein Teil des Goldes in Bargeld getauscht werden kann. Barren oder Münzen sind immer nur als ganze Einheit veräußerbar.

Nur Schweiz ist goldiger

Im Vergleich besitzen nur die Schweizer mehr Gold als die Österreicher. "Nur die Schweiz liegt mit einem privaten Goldbesitz von 920 Tonnen und einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Goldbesitz von 599 Gramm vor Österreich", sagte Brenner. In Deutschland, das ebenfalls ein bedeutender Goldmarkt in Europa ist, befinden sich 4.925 Tonnen Goldbarren und Goldmünzen in Privatbesitz. (Andreas Danzer, 29.9.2020)