Im Kino-Blockbuster "Jurassic Park" aus dem Jahr 1993 entnehmen Wissenschafter in Bernstein konservierten Insekten Dinosaurierblut, um aus der darin enthaltenen DNA die Urzeitriesen wiederauferstehen zu lassen. Während ein solches Szenario in der Realität wohl an der Lebensdauer von genetischem Material scheitert, ist das Prinzip dahinter alles andere als Humbug.

Junge Einschlüsse

Ein international zusammengesetztes Forscherteam hat nun im Versuch erstmals bewiesen, dass sich brauchbares Erbgut aus von Baumharz umschlossenen Insekten extrahieren lässt. Zunächst haben sich die Wissenschafter nur an ein und sechs Jahre alte Bernsteine gewagt, doch bald schon wollen sie ihre neue Methode auch bei älteren Einschlüssen anwenden.

Harz mit eingeschlossenen Ambrosia-Käfern.
Foto: David Peris

Die Parallelen zum annähernd 30 Jahre alten Steven-Spielberg-Film bedeuten keineswegs, dass man vor habe Dinosaurier zu züchten, meint Mónica Solórzano-Kraemer vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. "In unserer aktuellen Studie wollten wir vielmehr strukturiert herausfinden, wie lange die DNA von Insekten in harzigen Einschlüssen konserviert werden kann."

Gelungener Beweis

Hierfür haben Erstautor der Studie im Fachjournal "PlosOne" David Peris von der Universität Bonn, die Frankfurter Bernsteinforscherin sowie Forschende der Universitäten Barcelona und Bergen und dem Geominero Museum (IGME) in Valencia das genetische Erbgut von sogenannten Ambrosia-Käfern untersucht, die im Harz von Animebäume aus Madagaskar eingeschlossen waren. "Mit unserer Studie wollten wir klären, ob DNA von Insekten, die im Harz eingeschlossen sind, konserviert bleibt. Für die von uns mittels Polymerase-Kettenreaktion-Methode (PCR) untersuchten, sechs und zwei Jahre alten Harzen aus Madagaskar konnten wir genau dies belegen", sagt Solórzano-Kraemer.

Das Harz der Animebäume aus Madagaskar kann Insekten und deren DNA über mehrere Jahre konservieren.
Foto: Xavier Delclòs

Bislang waren ähnliche Versuche an Inklusen in Millionen Jahre alten Bernsteinen oder in Tausende Jahre alten Kopalen gescheitert, da jüngere Umwelteinflüsse das Erbgut der eingeschlossenen Insekten zu stark veränderten oder zerstörten. In Harz eingebettete Proben wurden daher für genetische Untersuchungen als ungeeignet angesehen. "Wir zeigen nun zum ersten Mal, dass die DNA zwar sehr fragil ist, aber in unseren Proben erhalten geblieben ist. Wir schließen daraus, dass es möglich ist, die Genomik von in Harz eingebetteten Organismen zu untersuchen", so Solórzano-Kraemer.

Auf der Suche nach dem DNA-Haltbarkeitsdatum

Unklar ist noch, wie lange sich die DNA in den Harzen halten kann – hier soll die Methode zukünftig Schritt für Schritt von den jüngsten bis zu den ältesten Proben eingesetzt werden, um das "Haltbarkeitsdatum" der DNA im Harz festlegen zu können.
"Unsere Experimente zeigen, dass Wasser in den Einschlüssen sehr viel länger erhalten bleibt, als wir bisher angenommen haben. Dies könnte auch Auswirkungen auf die Stabilität des Erbgutes haben. Die Extraktion von funktionsfähiger DNA aus Millionen Jahre alten Bernsteinen scheint daher eher unwahrscheinlich", schließt Solórzano-Kraemer. (red, 5.10.2020)