Gefühlt ununterbrochen verkündet die Kanzlerpartei, wofür sie steht: Mitte-rechts-Politik mit Anstand und Hausverstand.

Ein Wahlplakat der Wiener ÖVP.
Foto: APA/ROBERT JAEGER

Mit Anstand – laut Duden "gute Sitte, schickliches Benehmen" – lässt sich zumindest semantisch viel anfangen. Was man mit dem Wort "anständig" alles anstellen kann, wusste der verstorbene Ex-FPÖ-Chef und Kärntner Landeshauptmann am besten. Dass der groben Verletzung von Schicklichkeitsregeln in der Öffentlichkeit Verwaltungsstrafen folgen können, weiß jeder Staatsbürger. Er sollte es zumindest wissen, bevor er in der Öffentlichkeit pinkelt, "A.C.A.B." (All cops are bastards) ruft, mit dem Stinkefinger rumfuchtelt.

Man kann "Anstandsbesuche" machen, "Anstandshappen" überlassen, den "Anstandswauwau" spielen, auch wenn das altmodisch ist. Wobei halt: Anstandswauwaus könnten bei Wahlen nützlich sein, den vermeintlich Anständigen Anständ’ machen und ihnen die Gefolgschaft verweigern. Denn wer ständig laut "Anstand" schreit, der scheint ihn nicht zu haben. Wie sagt ein altes Sprichwort? Wenn einer von seiner Anständigkeit spricht, zähle die Löffel.

Ein Wiener Fensterputzer bringt all das glasklar auf den Punkt. Verzichtet auf lange Allgemeine Geschäftsbedingungen, weil sich die "aus den aktuellen Gesetzen, dem gesunden Hausverstand, Anstand und Moral ergeben. Sie bedürfen deshalb keiner weiteren Ausformulierung."

Anständig, ohne viele Worte. (Renate Graber, 29.9.2020)