Telekom-Austria-Chef Thomas Arnoldner sieht sein Unternehmen trotz Krise gut aufgestellt. "Die Krise hat uns in unserer Strategie stark bestärkt," so der Konzernchef am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Die Bedeutung von Breitband werde durch die Coronakrise weiter zunehmen, aber auch der Entertainment-Bereich wird nach Ansicht Arnoldners für die Telekom wichtiger werden. Im Streaming-Bereich sei die Nachfrage stark gestiegen.

Generell habe sich durch die Coronakrise die Digitalisierung massiv beschleunigt, so der Telekom-Chef. Nicht nur im Bereich der Unterhaltung, sondern auch in der Berufswelt habe sich aufgrund der starken Ausweitung des Homeoffice vieles in den Online-Bereich verlagert. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, nicht nur Bandbreite, sondern ein "umfassendes Paket an Services" anzubieten, so der Telekom-Chef. Die Telekom setzt hier unter anderem auf Kollaborations-Lösungen für Homeoffice, auf Softwarelösungen für Schulen oder auch auf Dienste im Gesundheitsbereich.

Netze blieben stabil

Die Netze hätten die zusätzliche Belastung aufgrund der Krise generell gut überstanden. Auch bilanziell sei die Telekom wegen der geringen Verschuldung und einer guten Liquiditätsausstattung derzeit solide aufgestellt. Für mögliche Zahlungsausfälle aufgrund einer Insolvenzwelle habe man bereits im ersten Quartal die Vorsorgen um 5 bis 6 Mio. Euro erhöht. Derzeit sehe man aber noch keine Auswirkungen der Krise in Form von Zahlungsausfällen, so der Telekom-Chef.

In den einzelnen Märkten, in denen die Telekom aktiv ist, laufe es großteils gut. Im vergangenen Jahr habe man in allen Märkten ein Wachstum gesehen, so Arnoldner. Heuer werde sich ein solches Ergebnis aber nicht ausgehen, vor allem wegen starker Einbußen im Roaming-Geschäft wegen der Reisebeschränkungen. Für das Gesamtjahr geht Arnoldner für den gesamten Konzern von einem Umsatzminus von rund 2 Prozent aus.

Die größte Herausforderung sei aktuell Weißrussland. Operativ laufe es dort zwar gut, die massiven Wechselkursabwertungen aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen in dem Land werden sich jedoch auf das in Euro bilanzierte Ergebnis niederschlagen.

Stellenabbau läuft weiter

Obwohl die Telekom-Branche tendenziell zu den Gewinnern der Coronakrise zählt, wird der bereits seit Jahren laufende Mitarbeiterabbau in der Telekom Austria aufgrund der zunehmenden Digitalisierung weiter fortgesetzt. Netto komme die Telekom auf rund 300 bis 400 Mitarbeiter weniger pro Jahr, dabei werde jedoch immer auf einen sozial verträglichen Abbau geachtet. Mittelfristig werde der Stellenabbau vor allem bei den Beamten stattfinden, und zwar über Pensionierungen, sagte Arnoldner.

Die jüngste Kritik des Betriebsrats, dass trotz des fortlaufenden Stellenabbaus eine Dividende ausgezahlt werde, wollte Arnoldner nicht im Detail kommentieren. Für 2019 zahlt das Unternehmen eine Dividende von 23 Cent je Aktie bzw. insgesamt 153 Mio. Euro an die Aktionäre aus. Gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal verteidigte er die Ausschüttung. "Man muss doch ganz klar sagen, wir hatten ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2019. Es haben auch die Eigentümer entsprechenden Anspruch auf die Verzinsung ihres Kapitals."

Mit der Mitte September über die Bühne gegangenen 5G-Auktion zeigte sich Arnoldner zufrieden. Man habe eine "ideale Ausstattung" bekommen und das bereits vorhandene Spektrum nicht nur behalten, sondern auch ausbauen können. Auch die Herangehensweise an die Auktion in Österreich – Preisabschläge für die Frequenzen im Austausch gegen die Ausbauverpflichtung in bisher schlecht ausgebauten Gebieten – befürwortete der Telekom-Chef. (APA, 30.9.2020)