Vier gewinnt – aber leicht ist es nicht: "The Walking Dead: World Beyond" stellt die Freunde auf harte Proben.

Kinder, wie die Zeit vergeht: Zehn Jahre nach der ersten Folge von "The Walking Dead" und fünf Jahre nach dem Ableger "Fear the Walking Dead" fanden die Macher der Serie, dass es noch immer nicht genug ist mit den sabbernden, saugenden, saftelnden Zombies. Untot geht offenbar immer, egal in welchem Alter oder zu welcher Jahreszeit. Also kam "The Walking Dead: World Beyond". Die Serie ist ab Freitag auf Amazon Prime Video abrufbar.

"TWD: World Beyond" ist zugleich Kunst und Zumutung. Weil im Grunde genommen das immer gleiche Freund-Feind-Schema herangezogen wird und sich dieses offenbar nicht abnutzt.

Röcheln und Gatschgeräusche

"The Walking Dead: World Beyond" setzt im Jahr zehn nach der Apokalypse ein. Die Kids erinnern sich, aber haben gelernt, nicht nur mit den Zombies umzugehen, sondern auch mit den Umständen: Security, Überwachung, Hubschraubereinsatz, unterbrochen vom Röcheln der Zombies und Gatschgeräuschen, wenn sie erschossen, überfahren, erschlagen, abgestochen oder sonst wie abgemurkst werden. Es ist eine neue Weltordnung, darin gibt es sogar etwas wie eine Staatsführung.

Die große Vorsitzende (Julia Ormond!) reist mit Soldaten an, streng geheim – niemand weiß, von wo aus die Civic Republic ihre Geschäfte führt. Das nervt zum Beispiel Hope (Alexa Mansour) gewaltig, weniger Probleme damit hat ihre Schwester, die Vorzugsschülerin Iris (Aliyah Royale), sowie ihre Freunde Elton (Nicolas Cantu) und Silas (Hal Cumpston). Die Mutter starb bei der großen Katastrophe, der Vater befindet sich im Nirgendwo, also beschließen die Geschwister, ihn zu suchen, mit den Freunden und ihren Beschützern Huck (Annet Mahendru) und Felix (Nico Tortorella). Das verspricht Freiheit, aber auch Gefahren, das mussten auch schon Hänsel und Gretel lernen. Und nicht nur das.

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Jugend ohne Gott, aber mit viel Angst: Omnipräsente Lebensgefahr führt nicht zwingend dazu, dass Menschen näher zusammenrücken und füreinander da sind – was zweifellos die Überlebenschancen erhöhen würde. Stattdessen hintergehen sie einander. Junge Menschen haben noch Träume, Iris hat welche – es sind Albträume.

Pubertät war noch nie einfach

Die psychologische Sprache ist deutlich: Es geht um Jugendliche, die ihre geschützte (haha!) Werkstätte verlassen und sich in einer feindlichen Erwachsenenwelt behaupten müssen. Pubertät war noch nie einfach.

Was soll man sagen: Man schaut ihnen gern zu. Die Zombies bilden einmal mehr einen schau- und spannungsreichen Hintergrund für die Irrungen und Wirrungen menschlichen Daseins, Julia Ormond ist umsichtig und souverän wie Captain Janeway auf diesem maroden Planeten und tut ihr Bestes. Man bleibt da hängen, ob man will oder nicht.

Den Überblick, wie es mit dem Ur-"Walking Dead" weitergeht, habe ich verloren, weshalb ich nachlesen musste. Nach aktuellem Informationsstand wird das pandemiebedingt verschobene Finale der zehnten Staffel offenbar schon am kommenden Sonntag auf Sky ausgestrahlt. AMC schmeißt Anfang 2021 sechs weitere Folgen dieser Staffel auf den Markt. Offenbar ist noch einiges an Material liegengeblieben. Eine elfte Staffel soll jedenfalls auch noch folgen. "The Walking Dead: World Beyond" endet nach 20 Folgen und der zweiten Staffel. Warten wir es ab. (Doris Priesching, 2.10.2020)