Enthält die Pflanze weniger als 0,2 Prozent THC – und einen höheren Anteil CBD –, darf Cannabis in Österreich verkauft werden. In Shops werden etwa CBD-Öl, Kapseln, Tropfen oder einfach die Blüte – zum Rauchen oder Dampfen – verkauft.

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Setzt die EU-Kommission ihr Vorhaben um und klassifiziert CBD als Betäubungsmittel, müssten die Shops in Österreich zusperren. 1.500 Arbeitsplätze sind gefährdet, rechnet die "Plattform Zukunft Hanf Österreich" vor, die sich gegen den Kommissionsplan einsetzt.

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Der Aufschrei in der Hanfbranche ist groß: Geht es nach der EU-Kommission, soll Cannabidiol (CBD) bald als Suchtmittel klassifiziert werden. Die Folge: Die Unternehmen, die sich um den Wirkstoff gebildet haben, können allesamt zusperren.

Worum es geht: Neben Tetrahydrocannabinol (THC) ist CBD der bekannteste Inhaltsstoff der Cannabispflanze. Im Gegensatz zu THC ist der Wirkstoff allerdings nicht berauschend – und unterliegt aus diesem Grund in Österreich weder dem Arzneimittel- noch dem Suchtmittelgesetz.

Neues Bündnis sammelt Unterschriften

Die Ankündigung der Kommission, diese Einstufung bald zu ändern, führte hierzulande nun zu einem Zusammenschluss unterschiedlichster Unternehmer aus der Cannabisbranche. Zeitgleich setzen sich praktisch alle Hanfbranchenverbände weltweit gegen das Vorhaben der EU ein.

Die "Plattform Zukunft Hanf Österreich" will sich gegen ein drohendes Verbot von CBD-Produkten wehren. Unterschriften werden gesammelt – aktuell haben 8.000 Menschen die Kampagne #CBDbleibt bereits unterstützt – und auf politischer Ebene lobbyiert.

Wirtschaftsfaktor Hanf

Betont wird vor allem der Wirtschaftsfaktor: "Es gibt österreichweit 1.500 Arbeitsplätze in der natürlichen Hanfproduktion. Das sind 1.500 Menschen, die durch diesen Wirtschaftszweig ein Einkommen haben", sagte Sven Reinwein, Geschäftsführer von Cannhelp. 2019 sei in Österreich auf rund 2000 Hektar Nutzhanf aus dem EU-Sortenkatalog angebaut und ein Umsatz von 68,77 Millionen Euro erwirtschaftet worden. "Der Anbau von Industriehanf ist in der EU seit 1989 geregelt. Im Vertrauen darauf hat sich mittlerweile eine sehr innovative Branche mit sicheren Produkten entwickelt", sagt Stefan Denk vom Unternehmen Biobloom.

Beliebtes CBD

Außerdem ist der nicht psychoaktive Wirkstoff CBD beliebt bei Konsumenten – vor gut zwei Jahren startete ein regelrechter Boom. Verkauft werden in den Shops beispielsweise Öl, Tees, wasserlösliche Sprays oder die Blüte. Die kann auch an Automaten, die aussehen wie Zigarettenautomaten, erstanden werden. Und auch im medizinischen Bereich gibt es bereits sowohl Patienten als auch Ärzte, die auf den Wirkstoff der Cannabispflanze setzen. Neben dem aus der Cannabispflanze gewonnenen CBD kann dieser auch im Labor hergestellt werden. Das synthetische CBD wird für manche Medikamente eingesetzt.

Von der Bundesregierung fordert der neue Zusammenschluss, sich auf EU-Ebene gegen die geplante Einstufung als Suchtmittel einzusetzen.

Kritik an "Wirrwarr"

Mit ihrem Ziel seien die Initiatoren nicht allein: Laut einer Befragung würden sich 78 Prozent der Österreicher von der Politik Rahmenbedingungen für eine breite Verfügbarkeit von CBD wünschen, hieß es zum Kampagnenstart.

In der Praxis sieht das aber anders aus: "Die gesamte Hanfbranche ist einer Politik ausgesetzt, die weder wissenschaftlich noch rechtlich nachvollziehbar ist. Die letzten Jahre sind geprägt von einem Wirrwarr an Entscheidungen, die unsere Branche erheblich gefährden", sagt Sofie Sagmeister, die mit ihrem Unternehmen Magu nicht nur CBD-Produkte verkauft, sondern diese auch entwickelt.

Anschober zurückhaltend

Auf die neuesten Entwicklungen angesprochen, wird im Gesundheitsministerium betont, dass in Österreich nicht geplant ist, CBD als Suchtgift einzustufen. "Die endgültige Entscheidung der Kommission bleibt abzuwarten. Bis dahin wird sich Österreich mit anderen Mitgliedsstaaten über die weitere Vorgangsweise beraten – im Bemühen einer weiterhin einheitlichen Vorgangsweise in Europa."

Die WHO habe 2018 alle Studien, die es zu CBD gibt, durchgearbeitet – und bestätigte sowohl eine gute Verträglichkeit als auch ein gutes Sicherheitsprofil, sagt Sagmeister. "Der eigentliche Skandal ist, dass Pharma-Industrie und Hersteller von synthetischen CBD-Produkten bevorzugt werden." (Lara Hagen, 1.10.2020)