Die Bekanntgabe des Hubschrauberkaufs durch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner in der Vorwoche erfolgte zu einem günstigen Zeitpunkt: Wer schaut schon näher auf den größten Beschaffungsfall des Bundesheers seit den Eurofightern, wenn gleichzeitig der Fokus der Aufmerksamkeit auf der Entwicklung der Corona-Pandemie liegt?

Und: Sieht nicht ein Vertragsabschluss von Regierung zu Regierung von vornherein supersauber aus?

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).
Foto: APA/BUNDESHEER/PUSCH

Ja eh. Aber natürlich wird näher hingeschaut. Niemand kann erwarten, dass sich die Mitbewerber – in diesem Fall Bell und, wieder einmal, Airbus – den lukrativen Auftrag so einfach vor der Nase wegschnappen lassen. Und genauso wenig kann man erwarten, dass die Oppositionsparteien die Regierung unhinterfragt vor sich hinwerken lassen.

Genüsslich wird nun von den Neos ausgebreitet, dass der Hersteller der nun ins Auge gefassten italienischen Hubschrauber vor Jahren selbst ins schiefe Licht geraten ist, als es um einen indischen Beschaffungsfall gegangen ist. Die Manager des Konzerns wurden zwar vom Bestechungsvorwurf freigesprochen – aber ein bisserl was bleibt immer hängen. Das ist leider das gewohnte Spiel: Bei jedem größeren Beschaffungsvorgang lassen sich Zweifel säen – da hilft auch nicht der Einkauf bei einer fremden Armee. Denn auch diese könnte über den Tisch gezogen worden sein, wer weiß? Selbst bei unberechtigten Zweifeln leidet die Glaubwürdigkeit des Heeres. (Conrad Seidl, 1.10.2020)