Ein zersprungenes Display ist kein Grund, das Handy wegzuschmeißen.

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Kollegin O. hat gleich ihren Mixer im Sinn, der nicht mehr so funktioniert, wie er sollte. Kollegin G. will ihr kaputtes Fahrrad zur Reparatur schieben. Und ich? Es wird Zeit, mein Handydisplay auszutauschen. Klassisches Home-Office-Opfer: Schon vor ein paar Monaten fiel es zwischen zwei eilig geführten Telefonaten zu Boden und zersprang an einer Stelle, die nicht sofort zum Handeln drängte, mit der Zeit aber doch lästig wurde.

Essen auf Kosten der Steuerzahler war gestern. Die Aktion des Gastrogutscheins ist Ende des Monats abgelaufen. Mehr als drei Viertel aller Gutscheine wurden eingelöst, die Stadt Wien spricht von einem Erfolg. Weniger bekannt ist der Reparaturbon. Auch er ist ein Mittel zur Ankurbelung der Wirtschaft und soll gleichzeitig das Bewusstsein für einen ressourcenschonenden Lebensstil schärfen. Der Bon soll nicht nur krisengebeutelten Handwerksbetrieben helfen, sondern allgemein davor bewahren, Dinge, die reparabel sind, wegzuschmeißen.

Rot-grüner Streit

Vor seiner Einführung gab es ein politisches Hickhack: Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) hatte als Pendant zum Gastrogutschein eine Reparatur-Marie gefordert. Alle Wiener von 16 bis 30 Jahren hätten 25-Euro-Gutscheine zugestellt bekommen sollen, die sie dann in Betrieben in ihrem eigenen Bezirk einlösen hätten können. Das Paket wäre laut Vorschlag der Grünen zehn Millionen Euro schwer gewesen. Dafür fand Hebein allerdings keine Unterstützung beim Koalitionspartner. Durchgesetzt hat sich Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) mit den Bons, die seit 21. September eingelöst werden können.

Ich google den Reparaturbon und gelange auf eine Seite der Stadt Wien, auf der ich mich registrieren muss, um ihn herunterladen zu können. Anders als der Gastrogutschein wird er nicht automatisch zugestellt, sondern man muss sich aktiv darum kümmern.

Wie ich später erfahre, kann man den Bon sogar öfter einlösen. So lange nämlich, bis das Gesamtbudget dafür in Höhe von 1,6 Millionen Euro aufgebraucht wird.

Doch der Reihe nach. Auf der Seite mein.wien.gv.at, auf der ich mich mit meiner E-Mail-Adresse anmelde, lese ich, dass 50 Prozent der Rechnungssumme bis zu einem maximalen Betrag von 100 Euro gefördert werden. Der Tausch des Handydisplays sollte also gedeckt sein.

Handystore im dritten Bezirk

Aufgelistet werden auf der Website jene Betriebe, die mitmachen. Ich tippe "Handy" in das Feld "Was ist hin?" – und bekomme sieben Geschäfte vorgeschlagen, zu denen ich gehen kann. Ich arbeite im dritten Bezirk und wähle einen Handystore in der Ungargasse.

Telefonisch erreiche ich dort an Tag eins trotz mehrerer Versuche allerdings niemanden, um einen Termin für die Reparatur auszumachen. Am nächsten Tag habe ich mehr Glück. Ich komme gleich durch, und man sagt mir, ich solle einfach vorbeikommen, in einer Stunde sei das Handy repariert.

Ich erzähle meinen Kollegen in der Redaktion von meinem Vorhaben, das Handy nun also zur Reparatur zu bringen. Kollegin G. ist in der Zwischenzeit mit ihrem Plan, ihr Fahrrad reparieren zu lassen gescheitert. Es sei zu kaputt, das zahle sich nicht aus, teilten ihr die Mitarbeiter des von ihr ausgesuchten Reparaturgeschäfts mit. Auch O. hat wenig Glück. Ihr Account auf der Website der Stadt Wien, den sie sich vor Jahren zugelegt hat, funktioniert nicht mehr.

Schneller Service

Beim Handystore in der Ungargasse muss ich nicht lange warten – ich werde prompt bedient. Zur Auswahl stehen zwei Reparaturvarianten. Eine günstigere um circa 90 Euro, das teurere Glas kostet 120 Euro – "sieht dann aber aus wie das Original". Nachdem die Stadt die Hälfte der Kosten trägt, entscheide ich mich für zweitere Variante.

Ich frage nach, ob in den letzten Tagen viele Kunden mit dem Reparaturbon gekommen seien. "Am Freitag sind sie bis zur Straße raus gestanden", freut sich der Ladenbesitzer. Von ihm erfahre ich, dass ich den Gutschein auch mehrmals einlösen kann. Wann immer was kaputt wird, kann ich mir wieder einen runterladen – bis das Gesamtbudget der Stadt Wien aufgebraucht ist.

Die Reparatur dauert dann sogar kürzer als die angekündigten 60 Minuten. Denn schon nach einer halben Stunde kehre ich ins Geschäft zurück und will eigentlich vor Ort warten, bis das Handy fertig ist. Doch ich werde gleich aufgerufen. Alles einwandfrei repariert.

Ich kaufe noch eine Handyhülle, damit das Glas nicht wieder bricht. Auch wenn der Gutschein mehrmals eingelöst werden kann, Stammkundin im Handystore muss ich nicht werden. (Rosa Winkler-Hermaden, 1.10.2020)