Es gibt am Mittwoch, im schönen Meistersaal in Berlin, einen Moment, da wirkt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fast ehrfürchtig. "Der Laschet kann alle Päpste rückwärts aufsagen, das ist beeindruckend", sagt er. Gelächter im Publikum – diese Fähigkeit des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) war bisher nicht bekannt.

Nun aber könnten viele Leute davon erfahren, denn Söder ist gekommen, um eine Biografie über Laschet vorzustellen. Der Machtmenschliche heißt sie, verfasst wurde das Buch im Klartext-Verlag von Tobias Blasius und Tobias Küpper, die der Frage nachgehen: Wie kann es einer, der immer schon als so liberal, weich und nett galt, so weit bringen?

"Ich frage meine Frau"

Dass ausgerechnet Söder das Werk präsentiert, sorgt in Berlin natürlich für Getuschel, nach dem Motto: Ist das ein Ausblick auf die Chef-Formation der Union für das Bundestagswahljahr 2021? Laschet wäre demnach CDU-Chef, Söder Kanzlerkandidat.

Doch so weit sind wir noch nicht, und Söder ist auch bei der Buchpräsentation nicht gewillt, darüber aufzuklären, ob er tatsächlich Kanzlerkandidat von CDU und CSU werden möchte. Nur so viel: "Ich frage meine Frau."

Söder und Laschet, das kommende dynamische Duo der Union?
Foto: EPA/Bilan

Der Strenge und der Lockere

Doch er macht deutlich, dass er von Laschet einiges hält. Als "humorvoll, ernsthaft, heimatbewusst und lebensbejahend", beschreibt Söder Laschet und lobt auch die Zusammenarbeit in Corona-Zeiten, obwohl beide unterschiedliche Ansätze vertraten. Söder war der Strenge, Laschet hingegen der Lockere.

Söders Fazit: "CDU-Chef will Laschet auf jeden Fall werden, ich glaube, er traut sich auch die Kanzlerkandidatur zu." Doch auf dem Weg dorthin gibt es noch ein paar Hürden. Obwohl es sich viele in der CDU wünschen, will keiner der Kandidaten – nebst Laschet Ex-Fraktionschef Friedrich Merz und Ex-Umweltminister Norbert Röttgen – zurückziehen.

Es wird also Anfang Dezember am Parteitag in Stuttgart zu einer Kampfkandidatur kommen. Echter Wahlkampf findet vorher, wegen Corona, nicht statt, die Kandidaten stellen sich aber im Internet vor.

Geht Laschet als Sieger hervor, ist nicht automatisch klar, ob er als Kanzlerkandidat antritt. Rückschlüsse kann man vielleicht aus einem Gespräch ziehen, das er mit seinem Pfarrer geführt hat und aus dem im Buch zitiert wird. Der Geistliche antwortete auf Laschets Frage, ob er ihm die Kanzlerkandidatur zutraue: Einer der so leidenschaftlich Politik mache, werde ja wohl nicht vor der "letzten großen Herausforderung" stehenbleiben.

Die Biografie findet Söder "freundlich". Und er fügt hinzu: "Das gibt es in Bayern nicht." Überzeugen kann sich Laschet Anfang November. Da wird er sich revanchieren und in Berlin die neue Biografie über Söder vorstellen. Sie heißt Der Schattenkanzler. (Birgit Baumann aus Berlin, 30.9.2020)