Der Verdächtige wurde noch nicht in die Justizanstalt überstellt.

Foto: APA / Lukas Huter

Wels – In Wels ist ein mutmaßliches Mitglied der Taliban gefasst worden. Der 31-Jährige Afghane wurde am Dienstag vom Sondereinsatzkommando Cobra festgenommen. Am Donnerstagnachmittag hat die Staatsanwaltschaft Wels die U-Haft beantragt.

Wie "Krone" und "Heute" in ihren Donnerstag-Ausgaben sowie die "ZiB" berichteten, werden dem Asylwerber unter anderem Mitgliedschaft in der Terrororganisation, Verhetzung und Aufforderung zum Terrorismus vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft Wels bestätigte der APA entsprechende Ermittlungen gegen einen afghanischen Staatsbürger sowie dessen Festnahme. Zu Details gab man sich aber aus ermittlungstaktischen Gründen bedeckt – auch dazu, ob es um Tathandlungen in Österreich oder in Afghanistan gehe.

Mehrere Usernamen

Der mutmaßliche Taliban-Anhänger hatte in den vergangenen Monaten eine breit gestreute Aktivität im Internet. Wie es aus dem Innenministerium hieß, war der Mann auf unterschiedlichsten Plattformen – von einschlägigen Youtube-Kanälen über Facebook bis hin zu Apps wie Instagram und Tiktok – unterwegs.

Seine Identität verschleierte der afghanische Staatsbürger durch die Verwendung verschiedener Tarnnamen. Erst langwierige Ermittlungsarbeit des oberösterreichischen Landesamts mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung konnte hier die Fäden zusammenführen und die einzelnen Usernamen bei einer Person zusammenführen.

Inzwischen sitzt der Verdächtige in der Justizanstalt Wels. Die Staatsanwaltschaft hat die U-Haft beantragt, über die voraussichtlich erst am Freitag entschieden werde, informierte deren Sprecherin.

Salafistisches Gedankengut

Laut den Medienberichten, die sich auf das Innenministerium stützen, soll der Mann, der 2012 einen Asylantrag gestellt und gelegentlich als Paketzusteller gearbeitet habe, im Netz salafistisches Gedankengut verbreitet und es dabei vor allem auf Frauen und Hindus abgesehen haben. So habe er die Erschießung einer Frau, die ein Fußballstadion besucht hatte, gefordert. Bei einer anderen, die einen Koran verbrannt habe, soll er dazu aufgerufen haben, sie zu köpfen und ihre Eingeweide auf der Straße zu verteilen, hieß es in den Berichten. Offenbar wurden auch diverse Datenträger sichergestellt, die nun ausgewertet werden.

Politische Reaktionen

Der Fall rief postwendend politische Reaktionen hervor: Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) betonte, es müsse präventiv und mit "Nulltoleranz" gegen Radikalisierung und Terrorismus vorgegangen werden. Für seinen Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) sei es "neben der hervorragenden Arbeit unserer Behörden wohl auch dem Zufall" zu verdanken, dass es in Österreich noch zu keinem großen Terroranschlag gekommen sei. Der Welser Grüne Thomas Rammerstorfer verwies darauf, dass es in Wels "mehrere salafistische Gruppen" sowie "rechtsextreme Strukturen autochthoner und Türkei-stämmiger Rechtsextremer" gebe. Auch wenn der Verfassungsschutz "die Lage im Griff" habe, sollte doch die Stadt überlegen, wie sie "solchem Denken entgegentreten" könne. (APA, 1.10.2020)