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Der Lkw- und Bushersteller MAN schrumpft sich, schließt Werke und will an die 10.000 Stellen im Konzern abbauen.

Foto: Reuters / Ints Kalnins

Wien – Während Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) nach Investoren für das MAN-Werk in Steyr fahndet, haben sich am Donnerstag die Betriebsräte des Konzerns und Gewerkschafter der IG Metall in München versammelt, um mit der Führung des Bus- und Lkw-Herstellers über die angekündigten Umstrukturierungen, Werksschließungen und den Personalabbau zu beraten. Auch die Personalvertreter aus Österreich seien dabei, erfuhr DER STANDARD in Unternehmenskreisen. Die Besprechungen fanden im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung der MAN SE in München statt.

In die Verhandlungen der österreichischen Politik sei man leider nicht eingebunden, kritisiert ein mit der Materie vertrauter Funktionär der Privatangestelltengewerkschaft GPA. Dem Vernehmen nach wurde auch die Geschäftsführung der MAN Truck & Bus Österreich GesmbH nicht informiert über die Details der Rettungsversuche. Angesichts der Überkapazitäten bei dem zu Volkswagen gehörenden Lkw-Hersteller stelle sich allerdings die Frage, welche Investoren Geld in das MAN-Werk investieren würden, das völlig von Volkswagen und MAN abhängig sei. Der Arbeiter-Betriebsratschef der MAN in Steyr, Erich Schwarz, hatte sich "kämpferisch, aber auch zuversichtlich" gegeben.

Suche nach Alternativen

Schramböck hatte von Interessenten gesprochen für den Standort Steyr, für den MAN die "Schlechtwetterklausel" gezogen und – zehn Jahre vor Ablauf – die Standortgarantien samt Beschäftigungssicherungverträgen für Deutschland und Österreich aufgegeben hat. Es liefen Gespräche, betonte die Ministerin. Was dort künftig produziert werden könnte und wie viele Jobs erhalten bleiben, sei alles noch offen. Man werde sich "für jeden Arbeitsplatz einsetzen", so die Ministerin. "Die brauchen jetzt ein bisschen Zeit, um das durchzukalkulieren und sich anzusehen."

Die zwei Jahre Übergangszeit wolle man nützen, um "alternative Produktionen" nach Steyr zu bringen, allenfalls ein neues Standbein für den Standort zu finden. Das könnte "alles sein, was mit Produktion zu tun hat", E-Mobilität ebenso wie auch vieles andere. Man müsse noch analysieren, was am besten passen könnte. "Man muss den Standort wettbewerbsfähig machen. Da werden wir auch an der Seite stehen", betonte Schramböck. Wettbewerbsfähig war der Standort allerdings so gut wie immer, das MAN-Werk war in der Vergangenheit stets positiv.

Aus nach 20 Jahren

Im Lkw-Werk in Steyr werden seit 1999 MAN-Lkws produziert, insbesondere Fahrzeuge der leichteren und mittleren Baureihe, also mit zwei oder drei Achsen und 7,5 bis 26 Tonnen. In Steyr sind 2.300 Mitarbeiter beschäftigt. Vor drei Jahren begann man mit der Produktion und Tests von Elektro-Lkws.

Anfang September hatte MAN angekündigt, bis zu 9.500 Stellen, also fast ein Viertel des konzernweiten Personalstands, abbauen zu wollen und damit Milliarden einzusparen. Betroffen sind neben Steyr noch die deutschen Werke in Plauen (Sachsen) und Wittlich (Rheinland-Pfalz). Das MAN-Ergebnis soll unter anderem mit diesen Maßnahmen um rund 1,8 Milliarden Euro verbessert werden. (Luise Ungerboeck, 1.10.2020)