Bei vielen Menschen ist der Verlauf von Covid-19 mild, dennoch ist es wichtig herauszufinden, ob es sich um Covid-19 handelt, sagt die Expertin – "um niemanden anzustecken".
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Ist es eine normale Erkältung, die Grippe – oder doch Corona? Das ist für Betroffene, die ein erstes Kratzen im Hals und einen heraufziehenden Schnupfen spüren, oft gar nicht leicht zu sagen. Denn die Symptome können sich tatsächlich ähneln. Die Unterscheidung kann sogar für Profis schwierig sein, berichtet die Allgemeinmedizinerin Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin.

Bisher galt: Alles, was mit Husten und Halsschmerzen beginnt, vielleicht auch noch in Kombination mit Fieber, sei zumindest ein Grund, beim Hausarzt anzurufen. Das untrüglichste Symptom war bei den bisherigen Varianten des Coronavirus der Geruchs- und Geschmacksverlust, der nur bei Covid-19 auftritt. Allerdings: "Wenn Sie dieses Symptom nicht haben, heißt das noch lange nicht, dass Sie nicht Corona haben", betont Rabady. Weniger häufig kam es bisher zu Müdigkeit, Gelenksschmerzen, Halsschmerzen, Kurzatmigkeit und Kopfschmerzen. Noch seltener zu Durchfall.

Neue Variante

Bei der sich nun besonders in Großbritannien ausbreitenden Delta-Variante B.1.617.2, die auch in Österreich bereits angekommen ist, scheinen die Symptome aber wieder ein wenig anders geartet zu sein. Erkrankte berichten am häufigsten von Kopfschmerzen, einer laufenden Nase und einer raue Kehle, wie die BBC berichtet. Die Daten stammen von einer britischen App, auf der Corona-Symptome gesammelt werden. Fieber gehört auch weiterhin zu den Symptomen, weniger aber der Geschmacks- und Geruchsverlust. Für junge Menschen könne sich die Delta-Variante anfühlen wie eine schlimme Erkältung, heißt es vonseiten der Experten.

Bei der Grippe wiederum sind die häufigsten Symptome Fieber, Erschöpfung, ein trockener Husten, Gelenks- und Kopfschmerzen. Außerdem kann die Nase rinnen bzw. verstopft sein. Auch Halsschmerzen können auftreten. Bei einer Erkältung haben Erkrankte häufig mit Niesen, Schnupfen, Hals- und Gelenksschmerzen zu kämpfen. Erschöpfung, Kopfschmerzen und erhöhte Temperatur sind seltener.

Allgemeinmedizinerin Rabady hält dennoch nichts von einer Selbstdiagnose. "Wenn Ärzte Probleme haben, das klinisch zu unterscheiden, bringen Online-Recherchen gar nichts." Wer einen Hausarzt hat, sollte die Symptome telefonisch abklären, "letztendlich sind das immer Einzelfallentscheidungen". Noch einen Vorteil sieht Rabady im Kontakt zum Hausarzt: Dieser kennt einen vielleicht besser und weiß, dass man jedes Jahr im Herbst eine Nebenhöhlenentzündung bekommt – und die Symptome auch heuer ähnlich sind.

Im Zweifel: Corona-Test

Bei vielen Menschen ist der Verlauf von Covid-19 allerdings mild. "Es ist dennoch wichtig herauszufinden, ob es sich um Covid-19 handelt", betont Rabady. "Und zwar nicht wegen der Betroffenen selbst, sondern damit sie niemanden anstecken." Das sei bei anderen Viruserkrankungen, bei denen es nur darum geht, die Beschwerden der Patienten zu lindern, nicht in diesem Maße der Fall.

Die gute Nachricht: Abstand halten, Handhygiene und Maske tragen helfen sowohl gegen die Verbreitung des Coronavirus als auch gegen die Grippe und Infekte. Wer sich nicht fit fühlt, sollte nicht in die Arbeit gehen und seine sozialen Kontakte reduzieren.

Zur Beruhigung: "Es ist immer noch so, dass die meisten Infekte andere Infekte sind", sagt Rabady. Im Zweifel bringt aber nur ein Corona-Test Gewissheit. (zof, 15.6.2020)