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Im September begannen die Republikaner einer Schmutzkübelkampagne gegen den demokratischen Kongressabgeordneten Tom Malinowski.

Foto: Reuters

Donald Trump, Wladimir Putin und andere Verbündete aus dem rechtsautoritären Spektrum kämpfen gegen einen globalen Kinderhändlerring. Hillary Clinton, andere Demokraten, links eingestellte Hollywoodschauspieler und andere dem rechten Rand missliebige Personen würden Minderjährige entführen, in Untergrundanlagen festhalten und zu Kämpfen zwingen, um anschließend einen Stoff zur Herstellung von Adrenalin aus ihrem Blut zu gewinnen.

Diesen und andere abstrusen Verschwörungserzählungen sind die Anhänger der sogenannten "QAnon"-Bewegung anheimgefallen. Geleitet von den kryptischen Botschaften des mysteriösen "Q", angeblich einem hochrangigen Militär mit viel Insiderwissen, wähnen sie sich in einer Art Endkampf zwischen Gut und Böse. Und nun haben sie ein neues Ziel entdeckt: den demokratischen Kongressabgeordneten Tom Malinowski aus New Jersey, berichten die "New York Times" und "Buzzfeed".

Schmutzkübelkampagne

Dieser sieht sich seit kurzem mit einer Flut an digital und telefonisch vorgetragenem Hass konfrontiert, darunter auch konkrete Morddrohungen. Zu verdanken hat er das unter anderem auch den Republikanern.

Das Nationale Kongresskomitee (NRCC) der Partei hat im September eine Schmutzkübelkampagne gegen Malinowski begonnen. In einer Werbeeinschaltung wird behauptet, Malinowski habe sich 2006 im Dienste von Human Rights Watch gegen einen Gesetzesentwurf starkgemacht, der die Ausweitung der behördlichen Meldepflichten für Sexualstraftäter vorsah.

"In jeder Stadt, in jedem Viertel, an jeder Ecke wohnen Sexualstraftäter unter uns", heißt es in der Kampagne. "Tom Malinowski kämpft für sie statt für eure Familien." In einem weiteren Dokument wird behauptet, er habe habe sich dafür eingesetzt, dass Sexualstraftäter, die Kinder missbraucht haben, nicht in die Datenbank aufgenommen werden müssen.

Keine Beweise für angebliches Lobbying

Malinowski allerdings bestreitet den Vorwurf. Er habe bei Human Rights Watch an außenpolitischen Themen gearbeitet und sei nie mit dem Gesetzesentwurf befasst gewesen. Auch die Menschenrechts-NGO bestätigte das.

Man habe die Republikaner mehrere Wochen lang gewarnt, dass sie "mit dem Feuer spielen", sagt der Abgeordnete zur Causa. "Nun brennt das Streichholz." Da die Vorwürfe, die ihm mit den Beschimpfungen und Drohungen übermittelt werden, gleichlautend sind, betrachtet er diese als direkte Folge der republikanischen Kampagne.

Republikaner halten an Anschuldigung fest

Im Kongress hat Malinowski Tom Emmer, der dem NRCC vorsteht, mit den Morddrohungen durch QAnon-Anhänger konfrontiert. Dieser erklärte, nicht zu wissen, was QAnon sei, und keine Verantwortung dafür zu übernehmen, was Dritte aufgrund der Kampagne täten.

Chris Pack, Kommunikationsverantwortlicher des NRCC, hielt hingegen sogar an den Anschuldigungen fest. Malinowski habe mit seinem Einsatz gegen das Gesetz "ekelhafte" Handlungen gesetzt und müsse nun auch "mit den Konsequenzen seiner Taten leben". (gpi, 1.10.2020)