Wegen der schwersten Technikpanne seit Jahrzehnten ist der Handel an der Tokioter Börse den ganzen Donnerstag ausgefallen. Der Börsenbetreiber führte dies auf ein Problem bei seinem Handelssystem "Arrowhead" zurück, zudem sei es nicht gelungen, den Handel auf ein Notfallsystem umzustellen. Es war das erste Mal seit Einführung elektronischer Handelssysteme im Jahr 1999, dass der Handel einen ganzen Tag lang ausgesetzt werden musste.

Der Börsenbetreiber TSE entschuldigte sich für die Panne. Der Handel werde nach dem Austausch defekter Systeme am Freitag wieder aufgenommen, kündigte ein Spitzenmanager an.

Sorgen

"Ich fühle mich schmerzlich verantwortlich für die Turbulenzen, die dieser Vorfall für Investoren und Marktteilnehmer ausgelöst hat", sagte TSE-Chef Koichiro Miyahara. Der Technologiekonzern Fujitsu, der das System geliefert hat, hat bereits Ermittlungen eingeleitet. D

er Vorfall wirft aber Fragen zur Zuverlässigkeit des Börsenbetreibers auf, zumal der neue japanische Ministerpräsident Yoshihide Suga die Digitalisierung zu einer Priorität erklärt hat. Er könnte die Hoffnungen Tokios dämpfen, mehr Banken und Fonds aus Hongkong anzulocken. Auch Investoren äußerten sich kritisch. "Rund um die US-Wahl wird das Handelsvolumen gewaltig steigen, und das hier löst Sorgen hinsichtlich der Fähigkeit der TSE aus, mit einem Anstieg der Handelsaufträge umzugehen", sagte Hideyuki Ishiguro, Stratege bei Daiwa Securities.

Auch Regionalbörsen betroffen

Der Ausstand hatte Folgen über Tokio hinaus. Auch die kleineren Regionalbörsen in Nagoya, Fukuoka und Sapporo mussten den Handel einstellen, weil sie ebenfalls auf das System der TSE zugreifen. Lediglich die Derivate-Börse in Osaka blieb am Netz. "Wir müssen sicherstellen, dass sich eine derartige Situation nie wiederholt", sagte Regierungssprecher Katunobu Kato. Der Gouverneur von Tokio, Yuriko Koike, sagte, eine schnelle Beseitigung des Fehlers sei nötig, um Vertrauen in den Markt wiederherzustellen.

Der Tokioter Aktienmarkt steht mit einem Volumen von rund sechs Billionen Dollar (5,1 Billionen Euro) an weltweit dritter Stelle hinter New York und Shanghai, wie aus Daten der weltweiten Vereinigung der Börsenbetreiber hervorgeht. Schon in der Vergangenheit kam es an der TSE immer wieder zu technischen Pannen. Die Börse ist zudem für ihren vergleichsweise langsamen Handel bekannt. Die Lage hat sich aber seit 2010 gebessert, als ein neues Handelssystem eingeführt wurde. (APA, 1.10.2020)