Sowohl rechte als auch linke Wähler sollen von Russland aus beeinflusst werden.

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Bereits in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 hatte sich die russische Internet Research Agency, der eine Nähe zur Regierung in Moskau nachgesagt wird, auf sozialen Medien eingemischt. Nun soll sie auch hinter einem Fake-Medium stehen, das rechte Wähler in den USA beeinflussen will. Das Pseudo-Medium mit dem Namen "Newsroom for American and European Based Citizens" (NAEBC) ist seit Ende Juni aktiv und hat seinen Sitz offiziell in Ungarn. Tatsächlich steht hinter der Gründung und dem Betrieb der Seite aber eine Gruppierung im russischen St. Petersburg, die bereits mehrmals mit ähnlichen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht hat. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei Personen, die im Zusammenhang mit einer FBI-Ermittlung in der Sache stehen.

Erst im September hatten Facebook und Twitter ein vermeintliches linkes Medium mit dem Namen "Peace Data" enttarnt, das Wähler in den USA beeinflussen wollte und hinter dem die russische Gruppe steht. Das zeigt, dass beide Seiten des politischen Spektrums manipuliert werden sollen.

Artikel geteilt und selbst verfasst

Die rechte Seite NAEBC beschäftigt sich mit Nachrichten aus der US-Politik und aktuellen Geschehnissen. So wird Kritik an der Bewegung Black Lives Matter geübt oder Attacken gegen den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Joe Biden, geritten. Dabei werden unter anderem Artikel von konservativen Medien geteilt, aber auch tatsächlich US-Bürger bezahlt, um Beiträge zu verfassen. Zwischen 50 und 75 Dollar wurden für einen Text bezahlt. Reuters konnte drei Schreiber identifizieren, wobei zwei von ihnen regelmäßig für rechte Medien tätig sind. Sie gaben an, nichts von der Verbindung nach Russland gewusst zu haben.

Eine Sprecherin des Kreml weist eine Einflussnahme durch die russische Regierung in einer Stellungnahme zu Reuters zurück. Auch mit dem linken Pseudo-Medium "Peace Data" habe man nichts zu tun: "Der russische Staat nimmt an solchen Aktivitäten nicht teil." Das FBI sagte nichts dazu.

Verschwundene Postings

Reuters fragte auch bei mutmaßlichen Redakteuren und Autoren von NAEBC nach, mit deren Accounts Beiträge in rechten Social-Media-Gruppen geteilt wurden. Daraufhin verschwanden Postings, die im Zusammenhang mit dem Medium standen. Facebook gab an, den Versuch von NAEBC, eine Seite in dem Netzwerk zu erstellen, blockiert zu haben. (red, 1.10.2020)