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Der Pott, den alle wollen.

Foto: REUTERS / Gaillard

Genf – Die Aufgabe für Red Bull Salzburg ist auch bei der zweiten Champions-League-Teilnahme nicht leichter geworden. Bei der Auslosung landete der Serienmeister am Donnerstag in Gruppe A mit Titelverteidiger Bayern München, Atletico Madrid und Lok Moskau. "Die Gruppe ist schwieriger als im Vorjahr", stellte Kapitän Andreas Ulmer fest. Für Trainer Jesse Marsch ist es "die schwierigste" überhaupt.

Am Tag nach dem glanzlosen Aufstieg gegen Maccabi Tel Aviv, der im zwölften Anlauf das Ende des Quali-Fluchs brachte, kam das Hammerlos – auf das das gutgelaunte Trio Ulmer, Marsch und Sportdirektor Christoph Freund bei einem Pressetermin in der eigenen Arena mit viel Respekt, aber auch Vorfreude reagierte. "Wir spielen sicher mutig und suchen nach unserer besten Leistung. Wir haben viel vom letzten Jahr gelernt", erklärte Marsch, dessen Elf damals Genk zweimal besiegte, gegen Napoli ein Remis holte und Liverpool in beiden Partien voll forderte. Der Lohn war der Umstieg als Gruppendritter in die Europa League.

Keine Angst

Konkrete Ziele wollte Marsch vorerst nicht nennen. "Viele haben bei der Auslosung 'nicht Gruppe A' geschrien, viele schrien 'bitte Gruppe A'. Die Leidenschaft, gegen die besten Gegner zu spielen, ist groß bei unseren Jungs. Es ist ein Vorteil, eine junge Truppe zu haben, sie denken noch nicht so viel nach." Ulmer, der dienstälteste Bulle, gab sich überzeugt: "Unmöglich ist nichts, wir haben international schon viele gute Spiele abgeliefert. Wir brauchen uns nicht zu verstecken und keine Angst haben."

Das Abenteuer startet am 20./21. Oktober, die genaue Spielordnung will die Uefa spätestens Freitagmittag bekanntgeben. Der Verband erklärte am Donnerstag auch, das man wieder vor Zuschauern spielen dürfe, er will ab kommender Woche wieder Fans in den Stadien zulassen. Die konkrete Ausgestaltung liegt allerdings bei den lokalen Behörden. Aktuell dürfen 3.000 Zuschauer in die Red-Bull-Arena. "Das wäre ein absoluter Pluspunkt", sagte Freund.

Neuland

Alle drei Gegner in der aktuellen CL-Saison sind für die Bullen fußballerisches Neuland, gut in Erinnerung ist allerdings noch der 3:0-Testsieg über die Bayern im Jänner 2014, der für viel Aufsehen sorgte. Von damals sind aufseiten Salzburgs freilich nur noch Ulmer und Andre Ramalho mit an Bord. "Das ist etwas ganz Spezielles und ein ganz, ganz großes Spiel für uns", sagte Freund.

Viel mehr muss zum deutschen Rekordmeister (30), der die Bundesliga zuletzt achtmal in Serie gewann, derzeit auch nicht gesagt werden. Mit sechs Titeln sind die Bayern hinter Real Madrid (13) und dem AC Milan (7) und gleichauf mit Liverpool das drittbeste Team in der Geschichte des Meistercups bzw. der CL. Beim jüngsten Erfolg machte sich Robert Lewandowski mit 15 Toren zum Schützenkönig. Am Donnerstag meldete sich Bayern-Routinier Thomas Müller zu Wort. "Eine sehr interessante Gruppe", nannte er die Konstellation. "Als aktueller Champions-League-Sieger bist du aber gleich in der Gruppenphase schon wieder unter Zugzwang."

Höchst unangenehm

Auf einen CL-Triumph wartet Atletico noch. Dennoch gelten die Colchoneros (Matratzenmacher) als höchst unangenehmer Kontrahent, der unter dem seit 2011 werkenden Coach Diego Simeone weniger fürs Auge denn für die Defensive tut und damit durchaus erfolgreich ist. Ein Meistertitel (2014), zwei Europa-League-Gewinne (2012 und 2018) sowie zwei CL-Finali (2014 und 2016 jeweils gegen Real Madrid) stehen unter der Ägide des Argentiniers zu Buche. Mit Luis Suarez vom FC Barcelona vermeldete Atletico zuletzt einen spektakulären Zugang in der Offensive. "Beeindruckend, mit welcher Leidenschaft, welcher Intensität und mit welchen Emotionen sie spielen", befand Freund.

Die graue Maus der Gruppe ist Lok Moskau. Die Russen sind dreifacher Landesmeister (zuletzt 2018) und konnten 2003/04 bis ins Achtelfinale der CL vordringen. Bekanntester Spieler ist Stürmer Fjodor Smolow. Lok ist der russische Club mit den meisten Spielen gegen österreichische Clubs. In neun Duellen konnten bei zwei Unentschieden aber nur Rapid (CL-Quali 2005) und der FC Tirol (CL-Quali 2001) Siege feiern.

Terminhatz

Das Ziel aller Klubs heißt Istanbul, wo am 29. Mai 2021 das Finale stattfinden soll. In der Gruppenphase steht bis Weihnachten eine wahre Terminhatz an. Gespielt wird am 20./21. und 27./28. Oktober, am 3./4. und 24./25. November sowie am 1./2. und 8./9. Dezember. Aufgrund der Corona-Pandemie könnte es vermehrt zu Spielabsagen kommen – dann muss irgendwie ein neuer Ersatztermin gefunden werden. Die Uefa behält sich vor, die Gruppenphase bis zum 28. Jänner zu verlängern. Kann sie aus "irgendwelchen Gründen" nicht abgeschlossen werden, entscheidet das Uefa-Exekutivkomitee über die Besetzung der K.-o.-Runde.

Wiedersehen

In der Gruppenphase kommt es außerdem zum Duell zwischen Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Der FC Barcelona und Juventus Turin treffen in Pool G aufeinander. Die weiteren Gegner der beiden Topklubs sind Dynamo Kiew und Ferencvaros Budapest.

Messi und Ronaldo traten bisher schon 35 Mal gegeneinander an, zuletzt am 6. Mai 2018 beim 2:2 im Camp Nou zwischen Barca und Real Madrid. Beide Stürmer erzielten damals ein Tor. In der Champions League kam es zwar schon zu Kräftemessen zwischen den zwei dominanten Figuren des Weltfußballs der vergangenen Jahren, allerdings noch nie in der Gruppenphase.

Auf Österreichs Legionäre warten in der Königsklasse Spiele gegen attraktive Gegner. Borussia Mönchengladbach, Arbeitgeber von Valentino Lazaro, Stefan Lainer und Hannes Wolf, bekommt es in Gruppe B mit Real Madrid, Schachtar Donezk und Inter Mailand zu tun. Lazaro ist derzeit von Inter an die Fohlen verliehen. Für RB Leipzig geht es in Gruppe H mit Marcel Sabitzer und Konrad Laimer gegen den Vorjahrsfinalisten Paris Saint-Germain und Englands Rekordmeister Manchester United, dritter Gegner ist Basaksehir Istanbul. (APA, red, 1.10.2020)